Nun sind die österreichischen Bankfilialen ins Visier der italienischen Steuerbehörden gelangt. Am Donnerstag hat die italienische Steuerpolizei 38 Niederlassungen österreichischer Institute in Norditalien untersucht. Grund für die wenig orthodoxen Methoden sind die Überprüfung der Konten bzw. der "ordnungsmäßigen Buchhaltung" , wie es beim "Auftraggeber" , der Agenzia delle Entrate (italienische Steuerbehörde; Anm.), heißt.

Finanzminister Giulio Tremonti will offenbar weiter Druck machen, damit möglichst viele Italiener im Rahmen der Steueramnestie ihr Kapital in die Heimat zurückbringen.

Von den Razzien, die in Trentino-Südtirol, Friaul-Julisch Venetien und Veneto erfolgt sind, waren u.a. die Hypo Tirol Bank Italia, Hypo Alpe Adria Bank Italia, die Filialen von Alpenbank und der Kärntner Sparkasse betroffen. Auch Niederlassungen in der Lombardei und in der Region Emilia Romagna wurden inspiziert.

Die Hypo Tirol Bank treffen die Untersuchungen besonders hart. Erst zu Wochenmitte ist der Bankenchef Hannes Gruber zurückgetreten. Die Opposition fordert eine Rechnungshofprüfung.

"Wenig orthodoxe Methoden"

In Italien geraten die "wenig orthodoxen" Methoden, mit welchen Finanzminister Tremonti versucht, seiner Steueramnestie zum Erfolg zu verhelfen, immer mehr in die Kritik. Ins Visier der Fahnder sind diesmal auch Immobiliengesellschaften geraten. Ein Immobilienmakler aus Pordenone soll angeblich 7,4 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Von dem Geld sollen rund zwei Millionen nach Österreich übertragen worden sein. Weitere Ermittlungen sollen gegenwärtig gegen friaulische und auch Südtiroler Unternehmen im Gang sein. "Die Agenzia delle Entrate geht zwar nicht illegal vor, die Methoden sind allerdings mafiös" , bestätigte der ehemalige Vizepräsident der Banca Popolare di Milano, Finanzguru Marco Vitale dem Standard. Tremonti agiere im Bewusstsein, dass für europäische Steueroasen und das Bankgeheimnis die Tage gezählt sind. Auf Steuersünder soll ein medienwirksamer Druck ausgeübt werden.

Zweifellos profitieren die italienischen Banken von den unkonventionellen Methoden der Steuerfahndung. "Wir erwarten uns dreistellige Millionenbeträge an Kommissionen" , bestätigte der Manager einer norditalienischen Großbank. Seit den Razzien bei ausländischen Banken buhlt der Finanzdienstleister Mediolanum in italienischen Tageszeitungen ungeniert mit ganzseitigen Inseraten um verunsicherte Kunden. "Wir bieten für jeden Kunden individuell zugeschnittene Finanzdienstleistungen an" , wirbt der Finanzdienstleister. Zweitgrößter Aktionär von Mediolanum ist Fininvest. Die Familienholding gehört dem geschäftstüchtigen Regierungschef Silvio Berlusconi.

Schweizer im Oktober unter der Lupe

Im Oktober machten die Finanzieri schon einmal Jagd auf steuerflüchtiges Kapital. Damals standen italienische Ableger Schweizer Banken im Visier der Steuerfahndung. Es wurden 76 Bankfilialen durchsucht - von Credit Suisse First Boston, Pictet & Cie bis UBS. Der Schweizer Bankenverband zeigte sich empört, das Wort "Krieg" machte die Runde.(Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 4.12.2009)