Elbow & The BBC Concert Orchestra: "The Seldom Seen Kid live at Abbey Road"
Das grandiose 2008er-Album von Elbow, vor dem man schon wegen der Jahrhundertnummer "Grounds For Divorce" einen Bauchfleck machen könnte, wurde hier mit dem BBC Orchester live eingespielt. Das bedeutet, dass die ruhigen Stellen von einer knisternden Unruhe verstärkt werden, während krachigere Songs wie erwähntes "GFD" mit zusätzlicher Heaviness ausgestattet daherkommen. Wem das bloße Klangereignis nicht reicht, in diesem Boxset befindet sich auch die DVD zum Ereignis. (Fiction/Universal)

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Le Loup: "Family"
In der Schnittmenge vo, sagen wir, Hidden Cameras, Polyphonic Spree, Grizzly Bear und Animal Collective befinden sich die aus Washington DC stammenden Le Loup mit ihrem Album "Family", deren Song "Beach Town" zu den Herzerwärmern 2009 zählt. Und zwar wegen seines gleichsam fragilen wie wuchtigen Sounds, in dem sich der Klang einer Kathedrale mit der Intimität eines kleinen Clubs vermengt. Und zwar weniger fahrig als bei Animal Collective und etwas weniger verkopft wie bei Grizzly Bear. Artrock für Prolls, quasi! (Talitres Rec./Hoanzl)

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The Gun Club: "Miami"
Frei nach Karl Valentin könnte man sagen: Es wurde zwar schon jedes Gun-Club-Album wieder veröffentlicht, aber noch nicht von jedem Label. Cooking Vinyl hat nun "Miami", "The Las Vegas Story" und die EP "Death Party" neu aufgelegt - allesamt aufgefettet um Live-Mitschnitte auf einer zweiten CD. Und wer sind wir, dass wir uns darüber beschweren? Gesagt ist über die wegbereitenden Blues-Punks aus L.A. eh schon alles, darum zitieren wir hier einfach Jack White von den White Stripes, der einmal gesagt hat, er versteht nicht, dass die Songs des Gun Club nicht in der Schule gelehrt werden. (Cooking Vinyl/Edel)

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Built To Spill: "There Is No Enemy"
Auch so eine Band, die nicht viel falsch machen kann. Nicht, wenn man sie einmal für gut befunden hat. Der Kopfgesang von Doug Martsch, der über dem hier heftig verhallten Gitarrensounds der Band aus Boise, Idaho, schwebt, ist genauso charakteristisch wie jener von Neil Young, nur dass BTS das Privileg der (relativen) Jugend in eine ungleich virilere Spielart überführen, in der ihre teils elegischen bis ruppigen Stücke sich so prächtig entfalten wie auf "There Is No Enemy", für das BTS auch wieder einmal in das Werk von Big Star reingehört haben. (Warner)

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Where The Wild Things Are: "OST Songs By Karen O and the Kids"
Karen O kennt man als zur Hysterie neigenden Bühnenkasperl mit 1970er-Jahre-TV-Sprecherinnen-Frisur von der Band Yeah Yeah Yeahs, die hier mit einem Kinderchor den Soundtrack zu "Where The Wild Things Are" bestreitet, in dem es irgendwie um Monster gehen dürfte, keine Ahnung. Jedenfalls ihr zwingendstes musikalisches Statement seit langem, wie hier etwa schon der erste Song "All Is Love" beweist. (Universal)

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Benjy Ferree: "Come Back To The Five And Dime, Bobby Dee Bobby Dee"
Was der Titel bedeuten soll? Gute Frage. Nach seinem nicht so tollen Debüt "Leaving The Nest" (2006) schöpft Ferree aus dem US-Bundesstaat Maryland hier aus dem Vollen und präsentierten einen wilden Pop-Bastard, schraubt das ganze leger bis wackelig zusammen, klebt da ein paar Streicher drüber oder holzt dort mit der Axt rein: That's the gopsel truth! Genau, eines der besten Popalben des späten Jahres! Referenz gefällig? Der Isländer Mugison etwa. (Domino/Hoanzl)

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Moneybrother: "Real Control"
Alter Schwede, in dessen Körper die Stimme von Joe Strummer (The Clash!) weiterlebt, mit neuem Album. Das klingt zum Teil etwas glatt (die Produktion!) und nicht mehr so zwingend wie die ersten Arbeiten. Anders Olof Wendin alias Moneybrother kriegt aber dennoch die Kurve: Einmal wegen der Stimme (Prägung!) und weil man natürlich weiß, dass das live ungleich mehr anschiebt als hier. Um das zu überprüfen, gibt es demnächst wieder Gelegenheit, wenn Moneybrother seinen zwischen Punkrock, Soul und Reggae angesiedelten Sound in Innsbruck (11.12., Weekender), Ebensee (12.12., Kino) und Wien (13.12., Wuk) live präsentiert. (Rough Trade)

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Morbidelli Brothers: "The Bandits Gospel"
Der heimische Fünfer veröffentlicht dieser Tage sein Debüt, dessen eher aus der Garage kommender Rock von einer Geige veredelt wird. Schöngeister im Schweinestall, in dem dann - wie passend! - Americana-Motive adaptiert werden. Aber nicht auf platte, kopistische Art, sondern mit Mehrwert ausgestattet, depperter, also guter Schmäh inklusive. Release-Party von "The Bandits Gospel" ist am 12. 12. 2009, 21.00 Uhr im Garage-X Theater, Petersplatz 1, 1010 Wien. (Pumpkin Records/Trost)

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Smokey Robinson: "Time Flies When You're Having Fun"
Der alte Kitschkaiser legt hier ein erstaunlich supriges Album vor, dass eher Deep Soul als Motown ist, also den Stall, den er dutzendfach mit Hits versorgt hat, glatt verleugnet: Gut so. Smokey, auch schon 69, croont sich hier durch großartige Balladen, brilliert im Midtempo und erweist sich Uptempo als ein genau so zwingender Stilist wie in einem Duett mit Joss Stone. Nicht einmal Santana kann ihm die Suppe versalzen. Ein Album des Jahres! (Robso Rec./Lotus)

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Savoy Grand: "Accident Book"
Savoy Grand sind eine Band, für die einst der Terminus Slowcore erfunden wurde. Aus dem britischen Nottingham kommend, modellieren sie lichtscheue Werke, die mit trüben Novembernachmittagen bestens zusammengehen. "Accident Book" ist da keine Ausnahme, sondern zeigt die Band quasi am Höhepunkt ihrer Kunst. Dass dieser schon länger anhält, belegt die Qualität dieser Feinmechaniker. (Glitterhouse/Hoanzl)

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