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"Ich bin der Boss der Grabräuber. Es ist mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen", stand in englischer Sprache geschrieben berichtete Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt in Wien. "Sie dürfen nicht die Polizei rufen. Seien Sie unbesorgt, der Sarg ist unbeschädigt", stand weiter im Erpresserbrief der die Familie Flick erreichte. Weiter hieß es: "Sie müssen uns bezahlen. Das ist Ihre einzige Chance." Seit diesem Brief im April dieses Jahres haben die Ermittler laufend Kontakt zu den Sarg-Entführern, erklärte Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt in Wien.

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Der innere Sarg wurde am 18. November unversehrt im zweiten Budapester Stadtbezirk gefunden. Den äußeren Teil stellte die Polizei am 20. November im zwölften Bezirk sicher. Seit seiner Überstellung befindet sich der Sarg nun wieder in Österreich. "Der verlötete Zinnsarg war unversehrt", so er Leiter des Landeskriminalamtes Kärnten, Oberst Hermann Klammer . "Nach menschlichem Ermessen ist auch der Inhalt unversehrt", so Klammer.

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Wien/Budapest - "Ich bin der Boss der Grabräuber" lasen die Verwandten von Friedrich-Karl Flick vergangenen Dezember in einem E-Mail. Sechs Millionen Euro seien für den Sarg mit der im November 2008 gestohlenen Leiche des Multimilliardärs zu zahlen.

Boss ist enttarnt

Fast exakt ein Jahr später tauchte der Sarg wieder auf, wie die ungarische und österreichische Polizei am Mittwoch in Budapest bekannt gaben. Auch der Boss der Grabräuber ist enttarnt:der Rechtsanwalt Barnabas S., fünf weitere Personen sind in den Grabraub und die Erpressung verwickelt.

Geldübergabe am Wiener Stephansplatz

Die Bande hatte den Sarg in einem Lieferwagen über Wien nach Budapest gebracht und dort in einem Waldstück versteckt. Nach dem ersten Kontakt im Dezember blieben die Täter in Verbindung, im Juni kam es am Stephansplatz und am Westbahnhof zu einer Geldübergabe von 100.000 Euro.

Geldübergabe Wiener Westbahnhof

Bei einem zweiten vereinbarten Treffen am Westbahnhof trat dagegen kein Täter mehr in Erscheinung. Allerdings wurde bei einem der Treffen ein Verdächtiger gefilmt - aber offenbar nicht weiter verfolgt.

Spur führte in Budapester Hotel

Die ungarische Polizei kam am 26. November auf die Spur der Bande, als von einem Budapester Hotels Mails versandt wurden, in denen es um den Sarg ging. Die Ermittlungen führten zu einem Hilfsarbeiter, der den Rechtsanwalt und weitere Handlanger belastete. Vier Verdächtige, darunter ein rumänischer Polizistenmörder, sind noch auf der Flucht.

Privatdetektive ermittelten ohne Polizeiwissen

Offenbar waren auch österreichische Privatdetektive im Auftrag der Hinterbliebenen in die Ermittlungen verwickelt, worüber die ungarische Polizei aber nicht informiert wurde. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 3.12.2009)