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Bild vom Sommer diesen Jahres: Die freigelegte Torwange des Troja VI-Verteidigungsgrabens. Im Zuge der Grabungskampagne wurde auch das Doppelgrab entdeckt.

Foto: APA/dpa

Stuttgart/Tübingen - Ein Fund weckt Hoffnungen auf mehr: Im September wurde überraschend ein Doppelgrab in der antiken Stadt Troja entdeckt, wo bislang nur wenige Grabstätten gefunden worden waren. Die darin entdeckten menschlichen Skelette stammten aus der Zeit zwischen 2000 und 1800 vor unserer Zeitrechnung, erklärte Grabungsleiter Ernst Pernicka. Aus dieser Phase wurden bisher noch gar keine Gräber freigelegt.

Analyse

Die Forscher fanden die Skelette eines 25 bis 30 Jahre alten Mannes und einer etwa 25-jährigen Frau am inneren Rand des Verteidigungsgrabens, der die Stadt nach bisherigen Erkenntnissen in der Bronzezeit umschloss. Die menschlichen Überreste wurden neben einer Toranlage im Südosten der Stadt ausgegraben, die einen Übergang über den gut vier Meter breiten und bis zu 1,5 Meter tiefen Graben ermöglichte. Die Toten seien allerdings deutlich früher bestattet worden als der Graben gebaut wurde.

Dies ergab nach Pernickas Worten die mittlerweile durchgeführte Datierung der Knochen per Radiocarbon-Methode. Dabei wird der radioaktive Zerfall des Kohlenstoffisotops C14 zur Altersbestimmung genutzt. Das Ergebnis erkläre auch, warum der untere Teil der Skelette fehlte. Außerdem passe der frühere Fund eines menschlichen Oberschenkels im Graben dazu. Höchstwahrscheinlich hätten die Erbauer den Graben um 1500 vor unserer Zeitrechung quer durch die Grabstätte angelegt - möglicherweise ohne dies zu bemerken.

Nun hoffen die Tübinger Archäologen auf den Fund weiterer Gräber aus der Spätbronzezeit. "Es könnte der Zipfel eines ganzen Gräberfeldes sein", sagt Pernicka und möchte die Grabungen auch im kommenden Jahr fortsetzen. Neben der Suche nach weiteren Gräbern könnte auch der Verteidigungsgraben weiter erforscht werden. "Wir wollen untersuchen, ob ähnlich wie am Südtor der Graben mit einer inneren Palisade verstärkt war." (APA/red)