Schüler sind bei "Sparkling Science" nicht in der passiven Rolle der Zuschauer, sondern arbeiten aktiv mit.

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Kleine Abschiedsgeschenke erhalten die Forschung. Vierzehn 5000-Euro-Schecks überreichte der designierte EU-Kommissar und also Noch-Wissenschaftsminister Johannes Hahn am 27. November jenen Schülerinnen und Schülern, die unter 7100 Mitbewerbern eine besondere Verhaltensauffälligkeit zeigten: Sie hatten sich in zartem Alter bereits als erfolgreiche Forschungspartner von 380 kollaborierenden Wissenschaftern erwiesen. Neue Arbeitsplätze waren beim ersten "Sparkling Science"-Kongress in der Wiener TU aber auch deshalb ein Thema, weil die mehr als hundert für dieses Nachwuchsförderungsprogramm eingereichten Schulforschungsprojekte großteils nicht nur wissenschaftliches, sondern auch wirtschaftliches Potenzial hatten. Die logische Konsequenz daraus: Schulen, die künftig ein "Sparkling-Science"-Projekt umsetzen wollen, wird auf vier Jahre gerechnet eine Gesamtfördersumme von 11 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Im Dezember 2007 war das Forschungsprojekt für Schüler noch mit einem geplanten Jahresbudget von nur einer Million Euro lanciert worden.

Wie ernsthaft sieben Schüler der HTL und des Akademischen Gymnasiums in Innsbruck die gleichberechtigte Forschungspartnerschaft mit der Uni angingen, sollte auch ein Sonderpreis verdeutlichen. Der wurde nämlich für die nur schwer vorstellbare Leistung dieser Schüler vergeben, Koautoren von bereits acht wissenschaftlichen Publikationen in internationalen Fachzeitschriften zu sein.

Die Ursuppe neu umgerührt

Hinter ihrem Projekt mit dem wenig prickelnden Namen "Computer Simulations and Simulation Experiments" steckt nicht mehr und nicht weniger als eine Grundlagenforschung zur Zusammensetzung der "Ursuppe". Bis zu acht Stunden "Nachhilfeunterricht" in Mathematik und Quantenphysik nahmen die Schüler dafür täglich in ihren Ferien in Kauf. Mit dem Schweizer Chemiker und Nobelpreisträger Kurt Wüthrich wurden die Forschungsergebnisse dann quasi auf Augenhöhe diskutiert. Bemerkenswert ist auch ein Kommentar ihres Forschungskollegen bei dieser Arbeit, des Vorstands des Instituts für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie von der Uni Innsbruck, Bernd Michael Rode - er schätzt die Schüler nämlich so ein: "Sie sind alle auch Musiker - also keine Freaks!"

Die enorme Bandbreite der Forschungsprojekte wird aber ebenso durch die Präsenz geisteswissenschaftlicher Experimente deutlich, die im geförderten Wissenschaftsbetrieb ja eigentlich die Minderheit darstellen. Wenn sich zehn 16- bis 17-Jährige des BG und BRG Geringergasse in Wien mit ihrem Projekt "Ich spreche, also bin ich" die Frage stellten, wie sich Muttersprachen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Schulalltag verändern, ist das sinn- und wertvoll. Indirekt wird dabei aber auch die Frage aufgeworfen, welcher gemeinsamen Sprache sich junge Forscherinnen und Forscher künftig bedienen werden. Während es den erfolgreichen "Ursuppenuntersuchern" Freude bereitete, ihre Leistung in Worte zu kleiden, die Zuhörern ohne Nachhilfeunterricht wenig sagen, gab es da auch Acht- und Zehnjährige, die Wissenschaftsvermittlung noch leben. Die "Optimierung des Schullebensumfeldes" beschrieb einer mit: "Wir schauen halt, welche Farben uns in der Klasse gefallen." "Wir werden beforscht", sagte ein anderer und meinte damit seine Kollegen vom Forschungszentrum Seibersdorf. (Sascha Aumüller/DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2009)