Foto: Münze Österreich

Wien - Der Preis für den "Wiener Philharmoniker" ist auf einen neuen Rekordstand gestiegen. Für Europas führende Goldbullionmünze mussten heute, Mittwoch, 836 Euro hingelegt werden. Das ist der höchste Preis für die genau 1 Unze (31,103 Gramm) schwer Münze seit dem Februar 2009. Seit Jahresbeginn hat sicher der Philharmoniker somit um über 28 Prozent verteuert.

Der Wertanstieg bei den Goldmünzen geht Hand in Hand mit der Entwicklung des internationalen Goldpreises. In der Leitwährung US-Dollar ausgedrückt notierte das Edelmetall am Dienstagabend erstmals über der Marke von 1.200 Dollar. Heute erreichte Gold im Höchststand beinahe 1.217 Dollar bzw. 806 Euro. Bis zum Nachmittag gaben die Preise nur leicht nach.

Der Preis für das Edelmetall hatte in den vergangenen Wochen immer neue Höhen erklommen. Der schwache Dollar macht das in der US-Währung gehandelte Edelmetall günstiger für Käufer, die in anderen Währungen zahlen. Andererseits flüchten zahlreiche Anleger aus Furcht vor einer drohenden Inflation in Goldkäufe, weil das Edelmetall von einer Geldentwertung nicht betroffen ist.

Nach oben offen

Die Goldexperten der Erste Bank gehen noch immer von einem längerfristigem Kursziel von 2.300 Dollar pro Feinunze aus. Alles zieht in Rohstoffe und die Staaten sichern mit Gold ab, lautet die Erklärung für den Boom. Auslöser für den Anstieg waren in jüngster Zeit auch Käufe der Notenbanken von Indien und Sri Lanka, die Gold vom Internationalen Währungsfonds gekauft hatten.

Die Erste-Experten sehen den Goldpreis schon seit mehreren Jahren in einem intakten Aufwärtstrend. "Als erste Zielmarke sehen wir 1.300 Dollar, unser langfristiges Kursziel am Ende des Zyklus liegt bei 2.300 Dollar pro Unze", schrieb Gold-Experte Ronald-Peter Stöferle bereits zur Jahresmitte in einem Gold-Spezialreport. Rohstoff- und Edelmetallzyklen dauern demnach besonders lange, zumindest 15 bis 20 Jahre. Da der jüngste Bullenmarkt erst 2001 gestartet sei, könnte erst die Hälfte des Zyklus erreicht sein, das Kursziel von 2.300 Dollar erscheine somit mehr als realistisch. Zum Vergleich: um infaltionsbereinigt das langjährige Rekordhoch von 1980 von 850 Dollar wieder zu erreichen, müsste der Goldpreis auf über 1.800 Dollar steigen. Derzeit stecke man bezüglich Gold in der optimistischen Phase, von einer übertriebenen Euphorie könne noch nicht gesprochen werden, so die Erste-Experten.

Positiv auf den Goldpreis wirkt sich laut Stöferle unter anderem die weltweite Reflationierungspolitik sowie der Bedarf an Diversifizierung bei den globalen exzessiven US-Dollar-Reserven aus. Unterstützend sei auch die de facto Nullzins-Politik in den USA, Japan und Europa, die veränderte Haltung der Notenbanken bezüglich Goldreserven, und China, das seine Goldbestände weiter aufstocken werde.

"So lange die Realzinsen auf einem so geringem Niveau bleiben, können wir uns kein Ende des Bullenmarktes vorstellen", so der Goldexperte. Die historisch normale negative Korrelation zwischen US-Dollar und Gold werde wieder aufleben und Gold davon klar profitieren. Eine gute Basis für weitere Kursavancen gebe auch das rekordverdächtige US-Budgetdefizit, die schwelenden Inflationsängste sowie die höhere Liquidität im Markt.

Man könnte auch sagen, so Stöferle, dass nicht Gold aufwertet, sondern die Papiergeld-Währungen abwerten. Die monetäre Bedeutung von Gold werde wieder entdeckt. Gold und Silber seien die einzigen anerkannten Währungen, die von Regierungen und Notenbanken weder kreiert noch kontrolliert werden könnten. Gold stehe seit Jahrhunderten für Wertbeständigkeit, Unabhängigkeit und Stabilität. Dies habe sich in den aktuellen Turbulenzen unter Beweis gestellt, und werde auch in den nächsten Jahren der Fall sein. (APA)