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Die Prüfer der Hypo stießen auf Ungereimtheiten. Auf dem Balkan verschwanden Luxus-Leasing-Karossen.

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Wien - Hektische Betriebsamkeit in der und rund um die Kärntner Hypo Group Alpe Adria. Während in München (Sitz der Mutter BayernLB) und Klagenfurt am Zukunftskonzept für die Bank gebastelt wird, sind die Wirtschaftsprüfer von Deloitte und PricewaterhouseCoopers (PwC) noch immer mit ihrem Asset-Screening beschäftigt. Der Endbericht der Sonderprüfung ist noch nicht abgeschlossen - derzeit sind nämlich noch die Wirtschaftsprüfer von PwC Deutschland dabei, die Aktiva der Hypo auf ihre Werthaltigkeit zu untersuchen - "eine Sisyphusarbeit", wie ein Involvierter meint.

Erst wenn all diese Zahlen auf dem Tisch liegen, wird auch der Wertberichtigungs- und Abschreibungsbedarf der ehemaligen Landesbank feststehen, wie berichtet schätzt man den derzeit auf 1,4 bis 1,7 Mrd. Euro, zuletzt war die Tendenz freilich steigend.

Haarige Bewertungsfragen

Was die Angelegenheit nicht einfacher macht, sind gewisse Interessenkonflikte innerhalb der beiden Prüfungsgesellschaften. Denn Deloitte hat die Hypo-Bilanzen schon in den Vorjahren geprüft - radikaler Wertberichtigungs- und Abschreibungsbedarf machte für die bisherigen Prüfer also nicht wirklich einen schlanken Fuß. PwC als nächster Hypo-Prüfer (Bankprüfer der BayernLB ist PwC Deutschland) hat dagegen Interesse an einer möglichst "ausgeputzten" Bilanz; all das hat die konsensuale Bewertung mitunter recht schwierig gemacht, ist aus Prüferkreisen zu hören.

Abgesehen von notleidenden Krediten und Neubewertungen für diverse Beteiligungen, die durch die allgemeine Wirtschafts- und Finanzkrise bedingt sind, sollen die Prüfer freilich auch auf eine überraschend große Menge konzerninterner Geschäfte (zwischen Bank und Tochtergesellschaften) bzw. Geschäften mit Dritten (und wieder zurück) gestoßen sein, die im Lauf der vergangenen Jahre zu einer gewissen Aufblähung des Geschäftsvolumens der Bank geführt haben sollen. Bilanzbehübschende Maßnahmen ("window dressing"), die nicht verboten sind, wenn sie einen realen wirtschaftlichen Hintergrund haben, also nicht bloß Geld im Kreis geschickt wurde.

Zudem sind den Prüfern, wie berichtet, vor allem im Leasingbereich der Hypo Group Fälle mit betrügerischen Facetten untergekommen - am so genannten Fraud-Report (Bericht über mutmaßliche Betrügereien) arbeiten die Wirtschaftsprüfer derzeit noch. Dass es einen solchen Bericht geben wird, bestätigt man auch im Land Kärnten, dem ja nach wie vor noch 12,4 Prozent der Hypo-Anteile gehören.

Das Problem bei den Leasinggeschäften: Sie wurden auch in Ländern abgewickelt, in denen die Bank keine Niederlassungen hat; die internen Kontrollmöglichkeiten sind daher nicht optimal, was auch die Aufsicht in kritischen Berichten immer wieder kritisiert hatte. Was dazu kommt: Leasinggeschäfte unterliegen in den allermeisten Ländern Südosteuropas nicht der Kontrolle der Finanzmarktaufsichtsbehörden.

Peinsame Geschäfte

Besonders peinsam dürften Geschäfte der Hypo im Kfz-Leasing, und da in Bulgarien, ausgegangen sein. Leasingautos sollen schlichtweg verschwunden sein - und zwar "nicht irgendwelche Null-achtfünfzehn-Autos, sondern sündteure Luxuskarossen", wie aus Kärnten zu hören ist. In der Hypo Group selbst wird all das nicht kommentiert, die Sprecherin der Bank verweist darauf, dass "das Asset Screenig noch nicht abgeschlossen ist". Spätestens am 11. Dezember sollte man mehr wissen: Da muss die Hauptversammlung der Hypo Group die dringend nötige Kapitalerhöhung beschließen; es geht um an die 1,8 Mrd. Euro.

In Bayern schießt sich die Opposition unterdessen auf Ex-Hypo-Aktionär und Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin ein. Seine Rolle beim Verkauf an die BayernLB 2007 will SPD-Landtagsabgeordnete Inge Aures (Mitglied der ständigen Landesbank-Kontrollkommission des bayerischen Landtags) besonders gut ausgeleuchtet wissen. Berlin stieg mit Investoren (die Genussscheinzeichner dahinter wurden nie bekannt) Ende 2006 bei der Hypo ein, die Texas Pacific Group als zweiter Interessent hatte damals das Nachsehen. Mit dem Weiterverkauf an die Bayern im Mai 2007 hat die Gruppe Berlin rund 160 Mio. Euro verdient.

Rücktritt in Tirol-Hypo

Bei der landeseigenen Hypo Tirol gibt es, mutmaßlich wegen eines geplatzten 21-Mio.-Kredits in Bayern (ohne Besicherung), einen prominenten Abgang. Hypo-Chef Hannes Gruber verlässt die Bank Ende des Jahres. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2009)