München - Die Mitarbeiter des Nachrichtensenders N24 haben sich in einem offenen Brief gegen mögliche Einschnitte bei ihrem Sender gewehrt. "Die Journalisten und Mitarbeiter der N24 GmbH fordern den Erhalt von N24 als Nachrichtensender und als kompetenter Produzent der Nachrichten für die Vollprogramme Sat.1, ProSieben und Kabel 1", heißt es in dem Schreiben an den Vorstandschef der Mutter ProSiebenSat1, Thomas Ebeling.

Ein Sprecher des Unternehmens erklärte am Dienstag auf Anfrage, Ebeling sei an einem internen Dialog mit den Mitarbeitern interessiert. "Nachrichten sollen in der ProSiebenSat1- Gruppe erhalten bleiben. Es geht um die Suche nach einem wirtschaftlich tragfähigen Modell."

Kürzungen oder Verkauf

In einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" hatte Ebeling am Freitag Kürzungen bei N24 und sogar einen Verkauf des Senders zur Disposition gestellt. "Wir prüfen alles, wobei Schließen im Moment nicht zur Debatte steht. Aber ein Verkauf gehört dazu, auch eine Optimierung der derzeitigen Form von N24 bis hin zu einer völligen inhaltlichen Neuausrichtung", sagte er. Imageprobleme erwarte er dadurch nicht. "Nachrichten sind vielleicht für das Image bei Politikern wichtig, aber nicht unbedingt bei allen Zuschauern. Der Durchschnittszuschauer wird nicht verzweifeln, falls es bei N24 Veränderungen geben sollte."

Dies wiesen die Mitarbeiter nun zurück. "Diese Auffassung lehnen wir entschieden ab. Wir fordern, dass die größte private TV-Sendergruppe in Deutschland auch weiterhin ihrer Informationspflicht im Sinne des Rundfunkstaatsvertrages gerecht wird. Wenn der Vorstand seine Pläne verwirklicht, würde ein Großteil der Zuschauer von privaten Fernsehsendern nur noch billige Feigenblatt-Nachrichten sehen." Es sei zu befürchten, dass andere private TV- und Radiosender dem Beispiel folgen könnten.

"Informationswüste"

Der Deutsche Journalisten-Verband warnte den TV-Konzern davor, die Nachrichten zu vernachlässigen. "Ohne Nachrichten verkommt N24 über kurz oder lang zur Abspielstation für Dokumentationen." Die Journalisten bei N24 arbeiteten den anderen zu. Kürzungen führten zu einer "großflächigen Informationswüste". "Die verfehlte Finanzpolitik der letzten Jahre bei ProSiebenSat.1 kann nicht zulasten der Beschäftigten bei N24 gehen", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Er forderte, die Informationssparte bei der Senderfamilie in vollem Umfang beizubehalten. (APA/dpa)