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In den 1980er Jahren ließ das Klimainstitut der britischen East Anglia University Original-Klimadaten in den Müll wandern. Die Universität versichert, dass die Zahlen bald wieder zur Verfügung stehen sollen.

Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann

Gerade als sich die Wellen rund um das von Verschwörungsanhängern genannte "Climategate" zu glätten beginnen, verschafft ein über 20 Jahre zurückliegender Vorfall an der Universität von East Anglia (UEA) den Klima-Skeptikern neue Nahrung.

Laut der Sonntagsausgabe der Londoner Times haben Wissenschafter vom Klimaforschungsinstitut der Universität (CRU) zugegeben, dass sie in den 1980er Jahren große Teile jener Daten, auf denen zahlreiche Aussagen zur Klimaentwicklung in der Vergangenheit beruhen, in den Müll entsorgten. Das CRU zählt zu den weltweit führenden Zentren zur Rekonstruktion vergangener Temperaturverläufe. Die Entsorgung geschah zu einer Zeit, als der Debatte um eine aktuelle klimatische Veränderung noch kaum große Bedeutung zugewiesen wurde. 

Weitreichender Verlust

Laut Times habe der Verlust weitreichende Folgen, sollten die Rohdaten gänzlich weg sein: Ohne die Originalzahlen sei es anderen Forschern nicht mehr möglich, die grundlegenden Berechnungen zum dargestellten Temperaturanstieg der vergangenen 150 Jahren nachzuvollziehen.

Konkret handelt es sich um große Datenmengen, die von Wetterstationen rund um den Globus gesammelt worden waren. Laut Times habe man diese Zahlen entsprechend ihrer jeweiligen Erhebungsmethode modifiziert, die Original-Informationen auf Papier und Magnetbändern aber wurden im Müll entsorgt, als bei einem Umzug des Universitätsinstituts zu wenig Platz zur Verfügung stand. 

Universität beschwichtigt

In einer Presseaussendung vom Samstag versuchte die Universität zu beschwichtigen: Der überwiegende Teil der Rohdaten sei über viele Jahre hinweg über das "Global Historical Climatology Network" verfügbar gewesen. Sobald sie über die nötigen Rechte verfügen würde, will die Universität die entsprechenden Daten wieder zur Verfügung stellen.

Roger Pielke, verantwortlicher Wissenschafter für Umweltstudien an der Universität von Colorado hatte den Datenverlust entdeckt, als er vor kurzem nach den Originalzahlen verlangte. "Das CRU sagt im Grunde nun 'Vertraut uns einfach'. Soviel zur wissenschaftlichen Debatte," meint der Forscher.

Gehackte Institutsrechner

Zuletzt war die Universität in den Medien gewesen, als Hacker den Zugang zu einen Instituts-Rechner geknackt und 1100 Emails und rund 3400 interne Dokumente von britischen Klimaforschern im Internet veröffentlichten. Die Polizei hat in der Sache auf eine Bitte der Universität hin inzwischen Ermittlungen eingeleitet.

Einige Blogger hatten daraufhin in Diskussionsforen die Meinung vertreten, die veröffentlichten Daten zeigten, dass die globale Klimaerwärmung übertrieben dargestellt werde. Institutsdirektor Phil Jones hat die Echtheit einer seiner von Bloggern zitierten E-Mails bestätigt, wies jedoch den Vorwurf der Datenmanipulation zurück. (red)