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Danielle Spera.

Foto: APA

Da haben sich zwei gefunden. Die Bestellung Danielle Speras zur künftigen Direktorin des Jüdischen Museums könnte für beide nicht willkommener sein: Für das Jüdische Museum, weil Besucher nun berechtigt hoffen dürfen, dass das Haus in der Wiener Dorotheergasse bald aus seinem jahrelangen Tiefschlaf erwachen wird. Für Spera, weil sich die ZiB-Moderatorin vermutlich schon seit längerem Gedanken über Perspektiven gemacht haben dürfte, die ihr nach 31 Jahren im ORF langsam fehlten.

Speras Prominenz soll dem Jüdischen Museum vor allem beim Erhöhen der Besucherzahlen helfen. Die 52-jährige Kunstliebhaberin qualifiziert sich für den Job aber noch aus einigen weiteren, vielleicht persönlicheren Gründen.

Spera wird 1957 als Tochter einer nichtjüdischen Mutter und eines jüdischen Vaters geboren. Der Vater wird von den Nazis verfolgt, früh fühlt sie sich dem Judentum zugehörig. Vor ihrer Hochzeit mit dem Psychoanalytiker Martin Engelberg konvertiert sie. Als weltliche Jüdin ist sie bestrebt, die religiösen Regeln einzuhalten. Ihre drei Kinder wachsen nach jüdischem Glauben auf.

Spera studiert Publizistik und Politikwissenschaft. Das Thema ihrer Dissertation waren die Wahlkämpfe der Sozialdemokratischen Partei in der Zwischenkriegszeit. 1978 kommt sie zum ORF, wo es sie vorerst in die Ferne zieht.

Von 1980 bis 1983 arbeitet sie in Mittelamerika, Griechenland und Zypern. 1987 - im Jahr der Waldheim-Affäre - ist sie in Washington. 1988 moderiert sie die ZiB, anfangs mit Josef Broukal, dann mit Horst Friedrich Mayer und Martin Traxl, zuletzt mit Tarek Leitner. Gemeinsam mit ihrem Ehemann gründete sie die jüdische Kulturzeitschrift Nu.

Die leidenschaftliche Tennisspielerin gilt als überaus diszipliniert. Als übereifrige Netzwerkerin versteht sie es, Netzwerke geschickt zu nutzen. Mit dem ehemaligen ORF-Generaldirektor Gerhard Zeiler ist sie befreundet, mit dem jetzigen, Alexander Wrabetz, ist sie per du. Trotzdem gilt sie als „mutige Redakteurssprecherin". Freunde beschreiben sie als „Checkerin", die gerne die Kontrolle behält. Das sollte dem Museum zugutekommen.

Dass sie im ORF als Redakteurssprecherin im Verfolgen ihrer Aufgaben manchmal nicht zimperlich vorgeht und Kollegen bisweilen unter ihrer Ungeduld leiden, schadet im kompetitiven Alltag einer Kunstmanagerin sicher auch nicht. Wer sich im Großdschungel ORF zurechtfand, wird sich im Dickicht des Museumsbetriebs wohl leichttun. (Doris Priesching, DER STANDARD/Printausgabe, 01.12.2009)