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Das europäische Bankensystem ist insgesamt mit mehr als 88 Mrd. Dollar in den Emiraten engagiert, rund 40 Mrd. Dollar entfallen nach Schätzungen auf Dubai.

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Wien - Europas Banken haben nicht nur mit einer schweren Rezession zu kämpfen, auch die Geldprobleme des arabischen Emirats Dubai belasten die Geldinstitute. Denn in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) waren Europas Banken und hier insbesondere die britischen Geldhäuser intensiv engagiert. Allein HSBC, Europas größte Bank, und Standard Chartered haben rund 24,8 Milliarden Dollar (16,6 Mrd. Euro) an Krediten in den VAE ausstehend. Insgesamt sind britische Institute mit rund 50 Mrd. Dollar in den VAE engagiert. Die Royal Bank of Scotland ist dabei jene Bank, die das höchste Engagement bei Dubai Worlds hat, jener Gesellschaft, die mit ihrer Ankündigung, bis Ende Mai keine Schulden mehr zu bedienen, die Investoren weltweit schockiert hat.

Das europäische Bankensystem ist insgesamt mit mehr als 88 Mrd. Dollar in den Emiraten engagiert, rund 40 Mrd. Dollar entfallen nach Schätzungen auf Dubai. Banken-Analysten von der US-Bank JPMorgan Chase schätzen aber das Risiko für Europas Banken als relativ gering ein. Die Geldinstitute, die von größeren Ausfällen besonders hoch getroffen wären, seien neben Standard Chartered und HSBC noch Barclays, die Royal Bank of Scotland, die US-Bank Citigroup und die französische BNPParibas. Zudem müssten die Investmentbanken, die in Dubai besonders aktiv waren (laut JPMorgan waren das die Deutsche Bank und Barclays) ihre Umsatzprognosen, etwa für Anleiheemissionen, deutlich zurückschrauben.

Risikovorsorgen um fünf Prozent erhöht

Analysten der US-Bank Goldman Sachs haben errechnet, dass Standard Chartered und HSBC in einem "Worst Case" -Szenario (die Hälfte ihrer Kredite fällt in Dubai aus und ein Viertel aller Hypotheken) mit Verlusten von je 611 und 177 Millionen Dollar zu rechnen hätten. Diese seien für beide Banken "tragbar" , geben die Analysten Entwarnung. Insgesamt schätzen Analysten der Credit Suisse, dass Europas Geldinstitute ihre Risikovorsorge um fünf Prozent erhöhen müssten, wenn die Hälfte der Dubai-Kredite ausfällt.

Die größere Gefahr ist laut Experten das Überschwappen der Schuldenkrise Dubais auf die übrigen arabischen Emirate. Denn die regionalen Banken sitzen auf den meisten der möglicherweise faulen Papiere. Tatsächlich meiden Investoren nicht nur die Anleihen Dubais, sondern auch jene Abu Dhabis. Eine Ausweitung der Schuldenkrise würde damit auch Europas Banken wieder stärker treffen.  (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.11.2009