Original Glasnegativ einer Aktstudie (1925) von František Drtikol für 6000-8000 Euro.

Foto: Westlicht

Auf rotem Samt drapierte die damals 23-jährige Marilyn 1949 ihre famosen Kurven, reckte den prallen Oberkörper, winkelte mädchenhaft die Bein ab, setzte die Augen auf Halbmast, und Tom Kelley drückte auf den Auslöser.

Spätestens mit der Veröffentlichung in der ersten Ausgabe des Playboy 1953 war diese Aufnahme Kult, und sie ist es noch. Johannes Faber trug sie jedenfalls eine veritable Watsche ein. Als die Monroe 1962 starb, illustrierte das Foto den Nachruf in einer österreichischen Tageszeitung. Der zehnjährige Johannes schnappte sich eine Schere und befreite das Prachtweib vom unnötigen Drumherum.

Sein Vater entdeckte die Trophäe, und der Rest ist - ebenso wie damalige Theorien zur behaupteten Rückenmarkserweichung - Geschichte. Seit wenigen Stunden ziert eine signierte Version aus den 1970er-Jahren (8500 Euro) anlässlich der soeben eröffneten Ausstellung (Marilyn Monroe Photographs 1945-1962, bis 31.1.2010) die Wände seiner Galerie.

Faber ist guter Dinge. Sein Debüt bei der Hofburg Messe für Kunst und Antiquitäten bescherte ihm eine historische Heim-Bilanz. In 20 Jahren habe er bei keinem einzigen Messeevent (u.a. Viennafair) einen solchen Umsatz erzielen können. Auch die am Sonntag vergangener Woche zu Ende gegangene Paris Photo lief für ihn deutlich besser als im Vorjahr.

Dieses erfreuliche Los teilte Faber mit der Mehrheit jener 102 Aussteller aus insgesamt 23 Ländern, die sich auf Vintagefotografie des 19. Jahrhunderts und der Moderne spezialisiert haben. Françoise Paviot (Paris) trennte sich von 75 Prozent ihrer Offerte, darunter von einem Selbstportrait Man Rays (60.000 Euro). Sogar für die US-Kollegen klingelten die Kassen: Howard Greenberg (New York) trennte sich von einem mit 130.000 Euro veranschlagten Moholy Nagy sowie einem Avedon für 55.000 Euro, Robert Klein (Boston) durfte sich Dank eines Irving Penn von 1951 (265.000 Euro) über den höchstdotierten Besitzerwechsel der Messe freuen. Deutlich schwächer als zuletzt war die Nachfrage für zeitgenössische Fotografie, trotz eines neuen Besucherrekords mit stolzen 40.150 an der Zahl. Auch die von Sotheby's parallel zur Paris Photo angebotene Auswahl fand nur bedingt Anklang.

Enttäuschende Quote

Die Verkaufsquote blieb enttäuschend unter 45 Prozent, die zehn höchsten Zuschläge bewilligten englische, gefolgt von europäischen Käufern und je einem Sammler aus den USA und Taiwan sowie der Handel. Den Titel "Höchster Zuschlag des Abends" holte sich ein dem Betrachter entgegengereckter praller Popo einer Prostituierten, 1925 von Eugène Atget fotografiert, bei 444.750 Euro.

Für einen Betriebsausflug nutzte das Westlicht-Team die Gunst der Stunde, verteilte den frisch gedruckten Katalog zum Auktionsdebüt kommende Woche (5. Dezember) und durfte sich reger Resonanz unter den Teilnehmern der Paris Photo erfreuen. Dass Johannes Faber seinen Vintage Silver Print von Moriz Nähr für 28.000 Euro an einen Sammler aus London verkaufte, könnte als gutes Vorzeichen gewertet werden. Die legendäre Aufnahme Gustav Klimts mit seiner Katze im Arm (25.000-30.000) ist einer und der teuerste von 164 Schützlingen, die Peter Coeln lukrativ an den Sammler zu bringen gedenkt. Entsprechend der angesetzten Taxen sollte er sich im Idealfall einen Umsatz von zumindest 407.000 Euro in die Bücher notieren können.

Für Kurzentschlossene bietet sich bereits dieses Wochenende die bislang für Österreich einzigartige Möglichkeit eines Crashkurses (Anmeldung via E-Mail unter www.anikahandelt.com): Der im MUSA Museum auf Abruf am 29. November veranstaltete Sammlertag zum Thema Fotografie informiert zu konservatorischen Anforderungen des Mediums an Sammler, zu jüngsten Marktentwicklungen und Sammlungsstrategien. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.11.2009)