Josef Hoffmann: Karaffine, (70.000-120.000 Euro).

Foto: im Kinsky

Seine Vorliebe für die mit vier gleich langen Seiten und rechten Winkeln ausgestattete Figur trug dem ersten Stardesigner Österreichs nicht nur den Beinamen "Quadratl-Hoffmann" ein. Posthum erfreuen sich seine Entwürfe auch anhaltender internationaler Anerkennung. Mit ihren avantgardistischen Lösungen nahm die von Josef Hoffmann und Kolo Moser 1903 gegründete Wiener Werkstätte Stile wie die Neue Sachlichkeit oder das Art déco vorweg. Damals Inbegriff des modernen, immer ein wenig seiner Zeit vorauseilenden Wiener Geschmacks, zählen vor allem die Arbeiten von Hoffmann seit knapp drei Jahrzehnten zu begehrten Sammlerobjekten.

Nach dem Jugendstil-Boom Ende der 1980er-Jahre hat sich die Preisgestaltung mittlerweile egalisiert. Durch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Modellbücher wurde so mancher Entwurf als "Massenartikel" entlarvt. Hohe Preise werden mittlerweile nur mehr für seltene und damit museale Ausführungen bezahlt, etwa für die 1904 für Fritz Wärndorfers Ehefrau ausgeführte Brosche, die sich Ronald Lauder 2007 rund 293.000 Euro netto kosten ließ.

Der internationale Durchbruch für Hoffmann-Design erfolgte exakt am 11. Juni 1999 bei Christie's in New York: Drei der damals erzielten Spitzenwerte behaupten ihre Position im Ranking der zehn höchsten in Auktionssälen notierten Besitzerwechsel bis heute. Ein Blick in die Kunstpreisdatenbanken, die sporadisch auch Resultate aus dem Kunstgewerbe listen, erübrigt sich: Weder liefert dieser ein vollständiges noch ein der Realität entsprechendes Ergebnis, auch weil die in Österreich erzielten Zuschläge größtenteils fehlen.

Wie die am jeweiligen Tageskurs orientierte, um Währungsschwankungen bereinigte Tabelle belegt, hat sich "im Kinsky" hierzulande eine Vormachtstellung erobert. Am 2. Dezember wartet die Sektion Jugendstil mit einem entsprechenden Angebot auf, darunter das Unikat einer 1909 datierten Karaffine (70.000-120.000 Euro). Wie wankelmütig der Markt ist, musste das Dorotheum diese Woche zur Kenntnis nehmen. Die 1909 von Hoffmann entworfene Brosche zierte noch 2008 eine Ausstellung im Wien Museum, für taxierte 60.000 bis 100.000 Euro fand sich jetzt allerdings kein Käufer. (kron, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.11.2009))