Der neue Ribbon ziert in Office 2010 alle Programme des Bürosoftware-Pakets. Per Doppelklick lässt er sich minimieren, um Platz zu sparen.

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Die neue Vorschaufunktion beim Ausschneiden und Einfügen von Inhalten.

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Youtube-Videos können nun problemlos in Präsentationen eingebettet werden.

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Outlook 2010 zeigt auch Status-Updates und Newsfeeds von sozialen Netzwerken an.

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Microsoft hat der Öffentlichkeit eine Beta-Testversion seines kommenden Bürosoftware-Pakets "Office 2010" zur Verfügung gestellt. Die Probeausgabe umfasst alle gängigen Anwendungen wie "Word", "Excel", "Outlook" und "Powerpoint" und erwies sich im ersten Test bereits im Entwicklungsstadium als erfrischend ausgereift.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann sich die Beta von Microsofts Webseite herunterladen. Der Download fasst je nach Version (32-Bit oder 64-Bit) rund 700 MB und setzt eine (kostenlose) Anmeldung bei Windows Live für die Übermittlung des Produktschlüssels voraus. Zur Installation genügt ein PC mit gewöhnlichem Einkern-Prozessor und mindestens 256 MB Arbeitsspeicher. Windows muss in den Ausgaben "XP", "Vista" oder "Windows 7" vorliegen.

Einheitlicher Look

Erstmals seit Office 2007 allen Programmen, von der Textverarbeitung bis zur Tabellenkalkulation, gemein ist die leicht modernisierte, einheitliche Benutzeroberfläche samt "Ribbon"-Bedienungsleiste. Der "Office-Button" für die Programmeinstellungen aus Office 2007 ist verschwunden. Anstelle dessen wurde eine fensterfüllende Registerkarte, "Backstage View" getauft, eingeführt, die auf übersichtliche Weise alle Dokumenteneinstellungen, Druck-Settings und sonstigen Menüs auflistet. Ausgehend wurden rechts davon die einzelnen Tabs des Ribbons gereiht. Die Bedienungsleiste wurde dank Windows 7-Angleichung und neuen Farbschemata nicht nur optisch verfeinert, sondern verleiht mit spezifischeren kontextbasierten Optionen einen besseren Überblick über die unzähligen Editierungswerkzeuge. Ist man mit den Voreinstellungen nicht zufrieden, kann man sich sogar ein eigenes Ribbon-Tab mit den meistgenutzten Werkzeugen zurechtlegen.

Nützliches für den Alltag

Besonderen Augenmerk hat Microsoft auf den Workflow gelegt. Unter den Neuerungen stechen  Optimierungen beim Ausschneiden und Einfügen von Textpassagen hervor. So lässt eine automatische Einfügen-Vorschau nun vorab einen Blick auf das Ergebnis zu, ähnlich wie bei der automatischen Mouse-Over-Vorschau bei den Editierungswerzeugen im Ribbon. Die Einfügen-Vorschau zeigt auf Wunsch auch verschiedene mögliche Formatierungen an und, wie kopierte und ausgeschnittene Abschnitte in das gewünschte Textfeld eingefügt werden können.

Ebenso wurde die Einbettung von Bildern in Dokumente erleichtert. In einem Arbeitsschritt können Fotos und andere Bilddateien zurechtgeschnitten und mit zahlreichen Effekten nachbearbeitet werden. Die Vorschaufunktion verkürzt auch hier die Arbeitsschritte.

Word und Excel

Den Begriff "Textverarbeitung" haben die Entwickler diesmal besonders wörtlich genommen. Die Typographie kann praktisch beliebig manipuliert werden. Zeichen und Schriften können zu jeder Zeit mit neuen Text-Effekten versehen werden. Diese Funktionen wurden auch in Publisher 2010 integriert. Zusätzlich wurde die Suche im Dokument vereinfacht. Eine neue Navigationleiste wird eingeblendet, sobald man eine Suche startet. Ergebnisse müssen damit nicht mehr einzeln angesteuert werden.

Um die Übersichtlichkeit von Excel-Tabellen zu verbessern, wurden so genannte Sparklines implementiert. Dabei handelt es sich um Mini-Diagramme, die innerhalb einer Zelle platziert werden können, um multiple Trends visualisieren zu können.

PowerPoint

Speziell bei Präsentationen spielen Videos eine immer wichtigere Rolle. Mit PowerPoint 2010 wurde diesem Trend folgegeleistet. Web-Clips von Videoplattformen wie Youtube lassen sich nun in die Präsentationen einbetten - mit dem Hinweis, dass eine Internetverbindung gegeben sein muss. Bei der Einbindung von lokalen Videos auf der Festplatte können kleine Effekte, wie ein- und ausblenden, hinzugefügt werden. Um die Präsentationen einem breiteren Publikum zugänglich machen zu können, stellt Microsoft den "PowerPoint Broadcast Service" zur Verfügung. Über das Menü lässt sich die Präsentation kostenlos auf den Dienst heraufladen und per automatisch generiertem Link jedem Interessenten zugänglich machen. Betrachter können sich die Präsentation dann gemütlich über den Webbrowser ansehen.

Outlook

Die größte Neuerung im Email-Client Outlook 2010 ist die Integration von sozialen Netzwerken. Das Programm erlaubt die nahtlose Anzeige von Status-Updates und Newsfeeds Seite an Seite mit den eingehenden Emails. Auch Netzwerke, die nicht von Microsoft gestellt werden - also auch Facebook und Co. - können über Outlooks Schnittstellen zugreifen. Anwender können Outlook damit sogar nutzen, um selbst Status-Meldungen zu generieren.

Unter den weiteren Neuerungen befinden sich etwa eine Kalender-Vorschau, die terminliche Konflikte verhindern soll und, sofern man Microsoft Exchange und Microsoft Office Communicator verwendet, lassen sich Sprachnachrichten automatisch transkripieren.

OneNote und Access

Die neue Version von OneNote kann beispielsweise von anderen Office-Applikationen nun zur Publikation genutzt werden. Über die Druckeinstellungen können Dokumente, ähnlich wie bei PDFs, als OneNote-Dokument ausgeworfen werden. 

Das Datenbank-Programm Access hingegen bemüht sich nach wie vor darum, nutzerfreundlicher zu werden. Eine Reihe an frischen Vorlagen soll die Einarbeitung beschleunigen. Neuerdings können mit Access auch Web-Datenbanken erstellt oder importiert werden. Allerdings wird dafür Sharepoint vorausgesetzt.

Online mit Fragezeichen

Neben den Bemühungen am Desktop, versucht Microsoft mit Office auch endlich im Web Fuß zu fassen und Mitbewerber wie Google aufzumischen. Für ein Urteil ist es allerdings noch etwas zu früh. In den verfügbaren Testversionen sind viele integrale Funktionen noch nicht integriert. Etwa können im Word-Pendant "Zoho" noch keine Dokumente bearbeitet werden. Eine viel versprechende Idee ist jedenfalls die kostenlose Online-Festplatte "SkyDrive". Office-Anwender können jedes Dokument zur Sicherheit auf ihrem 25 GB großem Online-Konto speichern und damit online abrufbare Back-ups einrichten. Was Microsofts Online-Office tatsächlich können wird, soll sich spätestens bis zum Marktstart von Office 2010 im ersten Halbjahr 2010 zeigen. Allerdings schient Microsoft nicht an einem vollwertigen Office fürs Web zu arbeiten, sondern mehr ein Online-Basispaket für Office-Nutzer anbieten zu wollen, wenn die Desktop-Version gerade nicht griffbereit ist.

Ausblick

Mit Office 2010 dürfte sich Microsoft nicht mehr so weit aus dem Fenster lehnen, wie einst mit Office 2007. Der Ribbon ist künftig Standard und zwar in allen Anwendungen. Nach einer Eingewöhnungsphase fiel die überarbeitete Bedienleiste im Test allerdings positiv auf und verdeutlichte, dass die verschachtelten Registerkarten von Office 2003 und älteren Versionen endgültig der Vergangenheit angehören. Schön zu sehen ist, dass Microsoft sich ähnlich wie bei Windows 7 auf die Optimierung konzentriert und viele kleine Arbeitsschritte erleichtert hat. Die Implementierung von Online-Publikationsfunktionen und von sozialen Netzwerken beweist, dass die Redmonder auf dem richtigen Weg sind. In wie weit sie im Web bestehen können, wird sich hingegen noch weisen müssen.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 29.11.2009)