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Radfahrer mit Masken in Vietnam

Foto: EPA/Nam

Frankfurt - Die Lungenkrankheit SARS beinträchtigt nach Einschätzung von Volkswirten das Wirtschaftswachstum der asiatischen Länder. Volkswirte von Morgan Stanley, Goldman Sachs und J.P. Morgan senkten am Mittwoch ihre Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für die Region bzw einzelne Länder deutlich, was sie vor allem mit dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) begründeten. Unterdessen erhöhten Regierungen, Organisationen und Unternehmen weltweit ihre Vorsichtsmaßnahmen gegen eine weitere Verbreitung von SARS. Die WHO warnte vor Reisen nach Hongkong und die chinesische Provinz Guangdong.

Morgan Stanley hat die BIP-Prognose für die Länder Ostasiens (ohne Japan) für das laufende Jahr auf 4,5 Prozent gesenkt. Zuvor hatte die Investmentbank in den Ländern der Region (China, Hongkong, Taiwan, Korea, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand) ein BIP-Plus von 5,1 Prozent erwartet. Die neue Prognose basiert auf der Annahme, dass die Epidemie nur ein Quartal dauert. Sollte sie zwei Quartale anhalten, würden sich die negativen Wirkungen auf das BIP-Wachstum verdoppeln, schreiben die Analysten. SARS beeinträchtige den Tourismus und die Inlandsnachfrage in der Region.

"SARS-Krise" könnte Chinas Volkswirtschaft langfristig schädigen

Die BIP-Prognose für China senkte Morgan Stanley auf 6,5 von 7,0 Prozent. Begründung: Die "SARS-Krise" könnte Chinas Volkswirtschaft langfristig schädigen, sollte die Regierung nicht Notmaßnahmen ergreifen, um das Vertrauen der Investoren wiederzugewinnen. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die Pekinger Führung am Morgen unternommen. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde die Einreise in die am schlimmsten betroffene Provinz Guangdong erlaubt, in der SARS Ende 2002 erstmals aufgetreten war.

J.P. Morgan Chase hat die Prognose für das BIP-Wachstum Singapurs auf 1,9 (3,0) Prozent gesenkt. Im zweiten Quartal werde es wegen SARS und der schwindenden Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Irak-Krieges zu einem deutlichen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität kommen, schreiben die Analysten. Da SARS bis zur Jahresmitte unter Kontrolle sein dürfte, werde es aber nicht zu einer Rezession kommen. Die Regierung hat unterdessen eine der größten technischen Hochschulen des Landes geschlossen, wo ein 20-jähriger Studenten an SARS erkrankt war.

Prognosen für Hongkong gesenkt

Goldman Sachs hat die Prognose für das BIP-Wachstum von Hongkong 2003 auf 1,7 von 3,0 Prozent gesenkt. Erst zur Mitte des Sommers dürften die SARS-Ängste verfliegen, die Konsumgewohnheiten der Bevölkerung dürften sich im Verlauf des dritten Quartals normalisieren, heißt es in einer Stellungnahme von Goldman Sachs. Aussteller aus Hongkong dürfen nicht an der am Donnerstag beginnenden Weltmesse für Uhren und Schmuck 2003 in Basel und Zürich teilnehmen. Eine entsprechende Mitteilung der schweizerischen Regierung hat das Hong Kong Trade Development Council am Mittwoch erhalten.

Unterdessen sind in China neun weitere Menschen an der Lungenkrankheit gestorben, wie die Behörden in Guangdong mitteilten. Damit erhöhte sich die Zahl der Opfer in China auf 43. Insgesamt wurden in dem Land bisher 1.167 Krankheitsfälle bekannt. Nach WHO-Angaben haben sich die Behörden bereit erklärt, ab sofort täglich Berichte abzuliefern.

In den USA sind mindestens 72 Menschen mit SARS infiziert, am stärksten betroffen ist mit 16 Fällen Kalifornien, wie die Gesundheitsbehörde CDC in Los Angeles mitteilte. Im Bundesstaat New York sind es elf Fälle. Alle Betroffenen hätten Verbindungen nach Asien, sagte eine CDC-Sprecherin. Weltweit erlagen bis zum Mittwoch 75 Menschen der Lungenkrankheit. Mehr als 1.900 Menschen in 22 Ländern sind nach WHO-Angaben mit SARS infiziert, in Deutschland wurde bisher ein Fall bekannt.(APA/vwd)