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reuters/siamidis

Graz - Vor eineinhalb Jahren eröffnete das Möbelhaus Ikea in Graz ein größeres Haus neben seiner alten Niederlassung. Damals war aus Sicht der Firmenanwälte eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nicht notwendig, weswegen das Projekt ohne diese fertig gestellt wurde. Spätestens seit einer Gesetzesänderung ist klar, dass das Bauvorhaben geprüft werden hätte müssen, doch die Stadt Graz verlangte dies nicht.

So wurde das bereits fertige Gebäude nachträglich den einzelnen Prüfungskriterien unterzogen. "Wie sich Ikea hier verhalten hat, sollte ein Beispiel sein, dass über Graz hinausstrahlt", meint der steirische Umweltanwalt Alois Oswald. Denn das Unternehmen war nicht nur sofort bereit, das Versäumte nachholen zu lassen, sondern setzte auch einige der geforderten Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltsituation rasch um.

Teure Analysen

Die Analyse von Bereichen wie Verkehrsbelastung, Luftgüte, Raumplanung und Lärmimmissionen und die daraufhin geforderten Maßnahmen - wie eine Schallschutzmauer zur angrenzenden "Sigmund Freud Klinik" - kosteten das Unternehmen knapp eine Million Euro, erzählt Ikea-Geschäftsführer Gerhard Moritz. Viele Auflagen hätte das Gebäude aber ohnehin bereits erfüllt. "Wir wollen Ikea nicht prügeln", betont Oswald. Vielmehr will er die Ergebnisse demnächst der Stadtregierung präsentieren, "weil diese dringend ihre Raumordnung und Flächenwidmung im Süden von Graz überdenken soll". Die Verwaltungsgrenzen zwischen Seiersberg und Graz seien für Luftgüte und Verkehrssysteme unerheblich.

UVP auch in Seiersberg

Der Antrag des Umweltanwaltes auf Feststellung, ob das in der angrenzenden Gemeinde Seiersberg soeben eröffnete, zweitgrößte Einkaufszentrum Österreichs einer UVP unterzogen werden muss, dürfte für Aufregung sorgen. Oswald zum STANDARD: "Ich gehe davon aus, dass es geprüft werden muss." (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 2.4.2003)