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Stadler: "Man sollte, frei nach Lenin, die Signale nicht überhören. Die FPÖ muss sich überlegen, ob sie zu dem Status will, den sie hatte, bevor Haider Obmann wurde."

foto: apa/jaeger

Der Vizeobmann der FPÖ-Niederösterreich, Ewald Stadler, empfiehlt der FPÖ, die Signale der permanenten Wahlniederlagen seit der Regierungsbeteiligung zu hören. Am Ergebnis in Niederösterreich sei die Bundespolitik mit schuld, sagt er im Gespräch mit Eva Linsinger.

Standard: Was ist der Grund der Wahlniederlage?

Stadler: Da gibt es innere Faktoren, für die Marchat und Windholz zurückgetreten sind. Man hat bestimmte Themen nicht gepflegt, etwa die Frage der Osterweiterung.

Standard: Schimanek sagt, Knittelfeld ist schuld.

Stadler: Schimanek und Wenitsch haben uns eine völlig unsinnige und verblödete Debatte über einen Sonderparteitag eingebrockt. Wer die Partei so schädigt, hat in einer Gesinnungsgemeinschaft nichts verloren.

Standard: Parteiausschluss?

Stadler: Das müssen die Zuständigen entscheiden. Schimanek und Wenitsch haben den Spitzenkandidaten madig gemacht. Und die Bundespartei hat das Ganze pfleglich behandelt.

Standard: Wenitsch will Ihren Rücktritt.

Stadler: Ich sehe keine Veranlassung. Ich unterstütze Rosenkranz, ich stehe zur Verfügung. Auf Suderantenstimmung können wir verzichten.

Standard: Das reicht als Bewältigung der Niederlage?

Stadler: Man muss mit unserer Landesgruppe fair umgehen. Es gab äußere Faktoren, die die endogenen überlagerten.

Standard: Welche?

Stadler: Die Debatte über Bezügefortzahlung für Riess- Passer und Reichhold, die um Abspaltungsüberlegungen, die Debatte um Pensionskürzung - das hat alles überlagert.

Standard: Schadet Regieren?

Stadler: Zu der Frage schweige ich schallend. Das Weiterregieren ist eine Entscheidung, die die zuständigen Gremien getroffen haben. Punkt.

Standard: Rechnen Sie mit weiteren Wahlniederlagen?

Stadler: Man sollte, frei nach Lenin, die Signale nicht überhören. Die FPÖ muss sich überlegen, ob sie zu dem Status will, den sie hatte, bevor Haider Obmann wurde. Die Niederlagen seit Burgenland über die Wahlen danach, in Wien, sind deutlich. Man muss sich nur zurücklehnen und das Mosaik zum Gesamtbild zusammenfügen. Dann wird jeder merken, dass die Gefahr besteht, am Niveau von 1986 zu landen. Davor warne ich meine Partei eindringlich.

Standard: Was soll die FP tun?

Stadler: Der Abwärtstrend ist nur aufhaltbar, wenn wir unseren Versprechungen treu bleiben. Insbesondere bei der Steuerpolitik.

Standard: Also eine große Steuerreform gleich 2004?

Stadler: So ist es.

Standard: Hat Ihr Club der Freunde Haiders geschadet?

Stadler: Im Gegenteil.

Standard: Soll Haider zurück?

Stadler: Ich habe mir gewünscht, dass er zurückkehrt, das ist nicht passiert. Ich höre auf, wie die alte Urschel meinen Wünschen nachzujagen. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2.4.2003)