Cleveland - US-Forscher liefern neue Erkenntnisse über die umstrittene chemische Substanz in Plastik Bisphenol A (BPA). Laut einem Team der Case Western Reserve University stört der Plastik-Zusatz die Reifung von Eizellen. Seit Jahren steht die Substanz in Verdacht, zu Fortpflanzungs- und Entwicklungsstörungen zu führen. Bei Versuchen mit Wasserschnecken wurde bereits nachgewiesen, dass Bisphenol Missbildungen an den Geschlechtswegen und eine Vergrößerung der weiblichen Geschlechtsdrüsen verursacht.

Die neuen Fragen bezüglich der Sicherheit von Kunststoffen, die diese Verbindung enthalten, basieren auf einem Missgeschick. Forscher reinigten Plastikkisten und Plastik-Wasserflaschen mit einem scharfen Reinigungsmittel. Dies hatte zur Folge, dass BPA aus dem Kunststoff der Behältnisse freigesetzt wurde. Labormäuse, die in den Plastikkisten gehalten wurde, zeigten Erbgutschäden. Die Eizellen wiesen häufiger eine abnorme Zahl von Chromosomen auf. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Zellteilung bei der Oozyten-Reifung gestört wurde. Theoretisch könnte diese Abnormalität bei Menschen zur Geburtsdefekten und geistigen Beeinträchtigungen führen.

Dosis

Das Team unter der Leitung von Patricia Hunt ging darauf hin der Frage nach, welcher BPA-Menge die Tiere ausgesetzt waren. Die tägliche Dosis muss über einen Zeitraum von fünf bis sieben Tagen 20 ppb (20 Teile auf eine Mrd. Teile) betragen haben. Eine sehr geringe Menge, berichten die Forscher im Fachblatt Current Biology. "Über die Auswirkungen von niedrigen BPA-Mengen auf Menschen können wir nichts sagen", so Hunt.

BPA wird häufig in Kunststoff-Verpackungen von Lebensmitteln beigefügt. Es ist u.a. auch in der Kunststoff-Sorte Polycarbonat enthalten. Aus diesem Plastik werden etwa Milchfläschchen, Trinkbecher und Tupperware hergestellt. Weiters steckt Bisphenol in Beschichtungen von Cola- und Konservendosen. Für den Verbrauch ist es oft nicht erkennbar, ob ein Produkt aus Polycarbonat besteht oder aus anderen Sorten Plastik. Die chemische Aktivität von BPA ähnelt jener des weiblichen Hormons Östrogen. (pte)