New Super Mario Bros. Wii ist bereits für Wii erschienen.

Foto: Nintendo
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Manche Dinge sind für die Ewigkeit geschaffen und damit seien diesmal keine deutschen Waschmaschinen gemeint. Super Mario ist die große tragende Säule der Videospielbranche, das Aushängeschild und Symbol für eine ganze Generation viereckiger Augen. Kein anderer Charakter konnte so viele Nachwuchs-Gamer immer wieder aufs Neue begeistern. Begonnen hat alles auf dem NES, in Pixel-Grafik und 2D. Manche meinen, aus dieser Zeit sind die besten Mario-Kapitel entsprungen - lange bevor der freundliche Installateur seinen Fuß in die dritte Dimension setzte. Dieser Tage ist mit "New Super Mario Bros. Wii" (NSMBW) eine Reminiszenz an alte Zeiten erschienen und erinnert alle alten Hasen daran, weshalb Sidescroll-Jump 'n Runs damals so viel Freude bereitet haben. Und, weshalb manche alten Ideen, Konzepte und Werke kaum einer Neuerung bedürfen, um heute noch zu unterhalten.

Wie zu alten Zeiten

Im direkten Vergleich ist Mario natürlich schon etwas schöner geworden. Die Arme und Beine sind nicht mehr ganz so kantig und die Freudenssprünge und der übereilte Laufschritt gelingen geschmeidiger als vor 20 Jahren. Aber, Überraschung, selbst die frische Ölung schützt nicht vor der Entführung der Prinzessin Peach. Begleitet vom typischen Gameboy-Sound und altvertrauten Melodien geht es an die Rettungsaktion. Durch 80 kunterbunte Levels der Fantasiewelt hüpft man über schwebende Plattformen, Wippen, unsichtbare Bauklötze und zergatscht andackelnde Schwammerln und Schildkröten - diesmal sogar im Zombie-Outfit. Besonders herzig: Die kleinen Monster legen passend zum Rhythmus der Musik momentane Tanzeinlagen ein. Die Level-Designs wirken mit ihren fies gesteckten Parcours, den Münzen-spendenden Ziegelsteinen, Verbindungsrohren und Geheimgängen vertraut, man sollte sich allerdings blind an die Herausforderungen heranwagen. Spätestens ab der Hälfte wird einen klar, dass Nintendo mit vielen Veteranen gerechnet und die Anforderungen an die Geschicklichkeit erhöht hat. Ob auf dem Rücken fliegender Rochen oder ob auf Sandspringbrunnen vor den Pyramiden, die Szenarien übersteigen abermals die Vorstellungskraft. Von der Augenfreude sollte man sich jedoch nicht ablenken lassen. Wer alle Leben verliert, wird wieder zurück an den Anfang einer Welt gesetzt. Gut, dass die Wiimote am Handgelenk festgemacht werden kann.

Neue Tricks

Gänzlich ohne Innovation kommen Marios neue Kleider selbstredend nicht aus. So setzen Power-ups Mario etwa einen Propeller auf den Kopf oder lassen ihn dank Eisblumen Schneebälle schießen, die ungelegene kleine Monster einfrieren und zu nützlichen Plateaus verzaubern. Im Pinguin-Anzug gleitet man blitzschnell über eisige Landschafen und durch Wasserwelten und der Glow-Block bringt Licht in dunkle Höhlen. Abermals dabei ist der Dinosaurier Yoshi, der alles frisst, was ihm in die Quere kommt. Die Steuerung ist übrigens für ein Wii-Spiel überraschend altbacken. Die Wiimote wird waagerecht als Controller verwendet, lediglich ab und an muss sie mal zum Fliegen geschüttelt oder zur Bedienung einer Wippe gekippt werden.

Für Nintendo ist NSMBW auch so etwas wie ein Feldversuch für die Spielerhilfe "Super Guide". Verliert man 8 Leben in Folge in einem Level, fragt das Spiel, ob Luigi einem zeigen soll, wie es geht. Wahlweise lässt man den grünen Helfer das gesamte Level erledigen oder man lässt ihn für sich nur einen Teilabschnitt meistern. Das System funktioniert reibungslos und schont vorbeugend einige Blumenvasen, wenngleich 8 verlorene Leben für manche Nerven oft schon zu viel Tode bedeuten mögen. 

Freunde im Schlepptau

Das Highlight ist aber in jedem Fall die Möglichkeit, erstmals mit bis zu drei Freunden anzutreten. Im Co-op-Modus können alle Abenteuer der Story gemeinsam gemeistert werden. Im Kontrast dazu, stößt man sich im Competitive-Modus schadenfreudig in die Tiefe und beschießt einander mit Feuerbällen. Wer ans Ziel kommt und die meisten Münzen sammelt, gewinnt. Heuschreckenkapitalisten genießen das Gerangel im "Coin Battle", der in eigens kreierten Arenen ausgetragen wird.

Im ersten Anlauf endet die "Menage a quatre" zumeist im todbringenden Chaos. Fällt einer der Charaktere (Mario, Luigi, zwei Toads) zu weit zurück, zoomt die Kamera aus und man verliert leicht den Überblick. Mit etwas Übung lernt man das Durcheinander aber besser zu kontrollieren. Damit man nicht zu rasch alleine auf der Bühne steht, werden gefallene Kameraden oder auch Kontrahenten nach ihrem Ableben in einer Seifenblase wieder ins Rennen geschickt. Zumindest solange, bis alle Leben verstrichen sind. Der Vergleich mit dem kooperativen "LittleBigPlanet" drängt sich auf. Obgleich Marios Mehrspieler-Auftritt weniger Möglichkeiten im Zusammenspiel bietet, steht das geradlinige und klassische Gameplay dem Physik-Inferno der Sackboys im Spielspaß kaum nach. Schade, dass Nintendo keinen Online-Modus eingebaut hat.

Fazit

Es wäre fast ein bisschen unfair New Super Mario Bros. Wii angesichts des mageren Wii-Portfolios heuer als bestes Wii-Spiel zu loben. Der neue Mario in 2D würde auch bei härterer Konkurrenz bestehen. Die fantastische Welt und das klassisch fordernde Spielprinzip in Kombination mit witzigen Power-Ups, dem praktischen Super Guide und allen voran der Mehrspieler-Option vereinen alle Eigenschaften eines Dauerbrenners. Ironischer Weise zeigt sich, dass gerade beim Nintendo-Weihnachtshit auf die ach so hippe Wackelsteuerung getrost verzichtet werden kann. Wer schon länger nicht mehr in den blauen Overall geschlüpft ist, darf ihn diese Saison bedenkenlos tragen.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 29.11.2009)