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DNA-Extraktion aus an einem Tatort gefundenen Beweisstück.

Foto: AP /Kirsty Wigglesworth

London- Die britische Polizei nimmt nach Erkenntnissen einer Regierungskommission immer wieder Menschen fest, um ihnen DNA-Proben abzunehmen. Mittlerweile seien auf diese Weise die genetischen Profile von knapp drei Viertel aller schwarzen Männer zwischen 18 und 35 Jahren in der britischen DNA-Datenbank gespeichert, teilte die Kommission für Humangenetik am Dienstag mit.

Derzeit seien darin die DNA-Profile von rund 5,9 Millionen Menschen zu finden, was einem Anstieg um 40 Prozent binnen zwei Jahren entspreche. Es handelt sich um die größte derartige Datenbank der Welt. Österreich hat rund 110.000 Profile und liegt damit auf Platz drei.

Eine Million Unschuldige

Einige ethnische Gruppen sind der Kommission zufolge in der Datenbank unverhältnismäßig stark vertreten und die jungen Schwarzen sogar "sehr stark überrepräsentiert". Wie die Experten weiter mitteilten, enthält Datenbank die genetischen Merkmale von etwa einer Million Menschen, die sich nichts zu Schulden kommen haben lassen.

Der Kommission liegt ein Schreiben eines ehemaligen Polizeikommissars vor, wonach Menschen, die sich geringfügiger Gesetzesübertretungen schuldig gemacht haben, nur zur Gewinnung von DNA-Proben festgenommen werden. Der Beamte berichtet, dass während seiner aktiven Dienstzeit solche Fälle einfach eine Ladung vor Gericht zugestellt bekamen.

Die DNA-Proben bleiben in der Datenbank, auch wenn der Festnahme keine Verurteilung folgt. Die Polizei nimmt nämlich an, dass einmal Festgenommene früher oder später Verbrechen begehen könnten. Die Kommission schlägt in ihrem Bericht vor, dass die genetischen Profile festgenommener, aber nicht verurteilter Menschen für sechs Jahre gespeichert werden. Nach derzeit gültigem Gesetz werden alle Daten auf unbegrenzte Zeit gespeichert.

Kritik am Überwachungsstaat

Datenschützer kritisieren, dass am Tatort gefundene DNA-Spuren als einziges Beweismittel unzuverlässig sind, weil sie auch vom wirklichen Täter dort hinterlegt worden sein könnten.

James Brokenshire, innenpolitischer Sprecher der konservativen Tory-Partei, warf Premier Gordon Brown vor, einen "Überwachungsstaat errichten zu wollen, in dem jeder als potenzieller Verdächtiger behandelt wird." Die Einrichtung der DNA-Datenbank wurde 1995 unter Tory-Premier John Major angeordnet. (red/APA)