Wien - Mit Hilfe eines neuen Auswertungsverfahrens ist es einem internationalen Wissenschafterteam gelungen, die Überreste einer kleineren Galaxie darzustellen, die von einer Riesengalaxie "verschlungen" worden war. Die neue Methode wurde mit Hilfe eines Teleskops der Europäischen Südsternwarte ESO durchgeführt. Dabei tauchten die Reste der kleineren Spiralgalaxie auf, die sich die riesige Galaxie Centaurus A vor 200 bis 700 Millionen Jahre einverleibt hat.

Im Bild: Die Kombination aus Aufnahmen in drei verschiedenen Wellenlängenbereichen zeigt die Überreste der verschlungenen Spiralgalaxie.

Foto: European Southern Observatory

Centaurus A ist mit einem Abstand von elf Millionen Lichtjahren die uns nächste elliptische Riesengalaxie, und laut ESO eines der am genauesten untersuchten Objekte des Südhimmels. Ein undurchsichtiges Staubband verdeckt den Zentralbereich der Galaxie. Die Astronomen gehen davon aus, dass dieser Staub Zeuge eines gewaltigen kosmischen Ereignisses ist: Die riesige Galaxis Centaurus A hat sich eine kleinere, gas- und staubreiche Spiralgalaxie einverleibt.

Im Bild: Aufnahme von Centaurus A im sichtbaren Lichtspektrum.

Foto: Marina Rejkuba (ESO-Garching) et al

Bereits 1985 konnte der Astronom Werner Zeilinger von der Universität Wien in Zusammenarbeit mit Kollegen von der Universität Padua (Italien) nachweisen, dass die beobachteten Gas- und Staubfilamente Überreste einer kleineren Galaxis sind, die mit Centaurus A verschmilzt.

Die nun von der ESO gefertigten Abbildungen nutzen ein neues Verfahren, mit dem die Astronomen geradezu durch den Staub hindurchsehen können. Dazu wurden Infrarotkamera und Spektrograf eines Teleskops am ESO-Observatorium La Silla in Chile kombiniert und Bilder in drei verschiedenen Wellenlängenbereichen aufgenommen. Das Ergebnis ist "ein beispiellos klarer Blick auf das Zentrum von Centaurus A", wie es in der ESO-Aussendung heißt.

Im Bild: Ausschnitt des zentralen Bereiches von Centaurus A mit jungen blauen Sternen und Gas- bzw. Staubwolken.

Foto: E.J. Schreier (STScI) et al., HST, NASA

Für diese neue Auswertungstechnik sehen die Forscher vielversprechende weitere Anwendungsmöglichkeiten: "Dies sind die ersten Schritte hin zu einer Technik, mit deren Hilfe sich große Gaswolken in anderen Galaxien detailliert und ohne großen technischen Aufwand abbilden lassen", erklärt Koautor Joao Alves vom Calar-Alto-Observatorium in Spanien, der ab Februar 2010 eine Professur für Stellare Astrophysik am Institut für Astronomie der Universität Wien antritt. Sobald man wisse, wie sich diese Wolken bilden und weiterentwickeln, würde man auch verstehen, wie die Sternentstehung in Galaxien vor sich gehe, so Alves. Auch in Centaurus A führen die Reste der verschluckten Galaxie höchstwahrscheinlich dazu, dass sich neue Generationen von Sternen bilden. (red/APA)

Im Bild: Kombinations-Aufnahme von Centaurus A im sichtbaren Licht, Hoch- und niederfrequenten Radiospektrum und Röntgenstrahlung. Der grünliche vom Zentrum ausgehende Jet weist auf ein riesiges Schwarzes Loch im Inneren der Galaxie hin.


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ESO: Watching a Cannibal Galaxy Dine

Foto: NASA/CXC/M. Karovska et al.