Unlängst den Portier einer mir bekannten Firma gefragt, wie es ihm denn gehe. Darauf die Antwort: "Muss gehen". "Muss gehen" ist ein fatalistischer Klassiker der Arbeitswelt: Wer ihn in den Mund nimmt, macht sich ganz winzig, gleichsam zum Objekt übermächtiger Verhältnisse, denen der arme Arbeitnehmer nichts entgegenzusetzen hat als die Einsicht, dass es eben gehen muss, und zwar unter allen Umständen und auch bei heftiger Arbeitsunlust. Stilistisch und von der soziologischen Verortung her vermute ich das "Muss gehen" in einem ähnlichen Ursprungsgebiet wie den hierorts schon einmal behandelten "kranken Stand", in den man schließlich dann doch geht, wenn es nicht mehr geht, obwohl es eigentlich gehen muss: Nämlich eher in den unteren, höchstens mittleren Gefilden der Betriebshierarchien. Dass ein Spitzenmanager auf die Frage, wie es ihm denn gehe, mit "Muss gehen" antwortet, halte ich für hochgradig unwahrscheinlich.

PS in eigener Sache: Morgen Abend, am Mittwoch den 25.11. 2009, lese ich gemeinsam mit meinem Ko-Wortforscher Robert Sedlaczek bei der Veranstaltung "Bücher im Gespräch" im Theater Forum Schwechat. Würde mich freuen, den einen Leser oder die andere Leserin dort begrüßen zu dürfen. Details unter Theater Forum Schwechat respektive "Bücher im Gespräch".