Grafik: STANDARD

Wien - Der heiße Herbst an der Lohnfront ist angebrochen. Bei den Metallern gab es nach langem Tauziehen eine Einigung, bei der die Ist-Gehälter um 1,45 Prozent angehoben wurden. Der Handel streitet noch um den Zweier vor dem Komma, der öffentliche Dienst um die Daten, die als Grundlage für das Feilschen herangezogen werden.

Deutlich höhere Zuwächse

Die Forderung von Gewerkschaftschef Fritz Neugebauer nach Kaufkrafterhalt wurde in der Vergangenheit mehr als erfüllt: Die Beamten verdienen nicht nur viel mehr, sondern verzeichneten in den letzten zehn Jahren auch deutlich höhere Zuwächse bei den Bezügen als Arbeiter und Angestellte, wie ein Blick in den Einkommensbericht 2008 des Rechnungshofs (siehe Grafik) zeigt.

Experten wie Alois Guger vom Wifo wollen die Zahlen nicht unkommentiert lassen: Während in der Privatwirtschaft der Eintritt junger und Teilzeit-Beschäftigter den Medianwert (50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger) dämpfen, wachsen bei den Beamten kaum neue nach. Von 1998 bis 2007 sank die Zahl der Beamten von 353.000 auf 235.000, wobei neben der rückläufigen Einstellung der Wegfall ÖBB-Bediensteter eine Rolle spielt.

Aus dem statistischen Wirrwarr hilft die Zusammenlegung von Vertragsbediensteten und Beamten unter Berücksichtigung des Bildungsgrades. Ergebnis: "Öffentlich Bedienstete verdienen für jede Art von Bildungsabschluss mehr als Angestellte und Arbeiter", wie der Rechnungshof im Einkommensbericht 2008 hervorhebt. Männliche Akademiker im öffentlichen Dienst erhalten brutto im Jahr 3000 Euro mehr als Angestellte. Bei den Frauen beträgt diese Differenz sogar 9000 Euro. In der Privatwirtschaft tätige Absolventen einer höheren Schule liegen betreffend Einkommen nur leicht hinter ihren bei öffentlichen Körperschaften tätigen Kollegen. Staatsdienerinnen erhalten hingegen 6000 Euro mehr als weibliche Angestellte mit Matura.

Bis zu ein Fünftel mehr

Am eklatantesten ist der Unterschied bei Pflichtschulabgängern, die im öffentlichen Dienst knapp 36.000 Euro brutto im Jahr verdienen und damit um gut ein Fünftel mehr als Angestellte.

Ein Vergleich der Einkommen über die letzten Jahre zeigt, dass der öffentliche Dienst von 2004 bis 2007 netto um 6,85 Prozent mehr erhielt. Er bleibt damit hinter der Einkommensentwicklung von Angestellten (8,1 Prozent) und Arbeitern (8,05 Prozent) zurück. Die Vertragsbediensteten bekommen die schwachen Lohnanpassungen voll zu spüren und steigerten ihr Medianeinkommen (netto) in den vier Jahren 2004 lediglich um fünf Prozent. Sie verdienen netto 19.003 Euro im Jahr, während Beamte auf 29.503 Euro kommen. Angestellte liegen bei 19.132, Arbeiter bei 13.745 Euro. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22.11.2009)