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Sterben die Versicherten rechtzeitig, verdienen Fonds, die in Lebensversicherungs-polizzen investieren. Bei der Deutschen Bank ging das Geschäft nicht auf, jetzt klagen mehrere Anleger.

Foto: AP/Stache

Die Deutsche Bank wettete mit Anlegergeldern auf Lebensversicherungen: Wenn die Versicherten früher sterben, verdient ihr Fonds. Doch die Pläne gingen nicht auf, dafür klagen die Investoren das Institut jetzt. 

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Frankfurt/Wien - Die kritisierten beiden Lebensversicherungsfonds Kompass Life I und II der Deutschen Bank bescheren dem Finanzkonzern neben herben Verlusten nun auch noch eine Strafanzeige, weil sich Anleger getäuscht fühlen. Stein des Anstoßes ist die verfehlte Strategie der Bank.

Die Fonds kaufen US-Bürgern deren Lebensversicherungen ab und zahlen weiter die monatlichen Raten. Stirbt der ursprüngliche Polizze-Nehmer, geht die Auszahlungssumme an die Fonds, so das Kalkül. Problematisch nur, wenn die Lebensversicherten nicht so schnell sterben, wie von den Finanzstrategen kalkuliert.

Der Hamburger Jurist Gerhard Strate hat nun bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen die Bank gestellt. Einem Bericht des Spiegel zufolge will auch ein Münchner Anwalt gegen die Bank vorgehen. Er soll mehrere Dutzend Mandanten vertreten. Es bestehe der Verdacht, "dass von Vornherein unter keinen realistischen Annahmen die versprochenen Ausschüttungen realisierbar waren", zitiert der Bericht Strate aus einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft.

"Wissentlich getäuscht"

Strate sieht im vorliegenden Fall den Tatbestand des Betrugs oder zumindest den der Untreue. Im Jahresbericht des Kompass Life I für das Jahr 2006 wurde nur für zwei der Assekuranzen eine wahrscheinliche Laufzeit unter vier Jahren berechnet. Viele sollten den Berechnungen nach sogar erst nach zehn Jahren fällig werden. Es wurden eine Rendite von 7,25 Prozent pro Jahr und bereits für 2007 Auszahlungen prognostiziert. "Meines Erachtens sind die Anleger wissentlich getäuscht worden", so der Rechtsanwalt Karl-Georg von Ferber.

"Dieses Geschäft, das längst nicht nur von der Deutschen Bank allein betrieben wird, ist für sich genommen, höchst spekulativ. Selbst in der Hochzeit der Krise haben wir den Vertrieb solcher Produkte abgelehnt", kritisiert Erwin Pollex von der Vermögensverwaltungsgesellschaft Incam AG die Vorgangsweise gegenüber "pressetext". Der Ärger der Anleger ist groß, denn obwohl die Deutsche Bank bisher eine halbe Mrd. Euro eingesammelt hat, ist bis heute keine einzige Ausschüttung erfolgt.

Die Bank selbst weißt den Täuschungsvorwurf entschieden zurück. Es sei korrekt informiert worden. Die schlechte Performance der Fonds wurde kürzlich mit der steigenden Lebenserwartung der Amerikaner begründet, wegen der "weniger Polizzen fällig geworden sind als erwartet". Die Sterbetafeln, auf deren Basis die Banker ihre Fonds auslegen, seien geändert worden. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22.11.2009)