Cover: Taschen

"Manche zeigen an, was nicht zu verfolgen ist, andere, welchen Pfaden wir folgen sollten. Die entscheidende Heuristik des Parametrismus lässt sich an den Tabus und Dogmen der Designkultur ablesen", sagt er weiters. Ihr Credo lautet: "Vermeide altbekannte Typologien, meide platonische/hermetische Körper, meide klar umrissene Zonen/Territorien, meide Wiederholung, meide gerade Linien, meide rechte Winkel, meide Ecken." Positiv formuliert: "Hybridisiere, morphe, territorialisiere, deformiere, wiederhole, arbeite mit Splines und generativen Komponenten, skripte, statt zu modellieren ..."

Wie konsequent die aus Bagdad stammende international tätige Zaha Hadid in 30 Jahren ihr umstrittenes, kohärentes, futuristisches Œuvre geschaffen hat, so komplex ist auch dessen Entwicklung. Die nicht lineare, aber definitiv postulierte Dekonstruktion tradierten Regelwerks umschreibt, opulent und reich illustriert in bibliophiler Form Complete Works 1979-2009. Der Terminus Werkausgabe bezieht sich allerdings nur auf ihre architektonischen Entwürfe. Die zahlreichen Möbelentwürfe, innenarchitektonischen Objekte und Installationen werden nur partiell berücksichtigt. Skizzen, Fotos, Gemälde - allesamt Zeugnisse ihres akkurat gezeichneten Raumerneuerungskonzeptes - weisen ihren programmatischen Weg zur Veränderung. Ausgehend von der Prämisse, dass Design und Architektur, Bauten und Möbel kompletter Erneuerung bedürfen, liegt ihr Ziel in innovativem Modernismus, der "die Diagonale als Metapher für eine bewusst provozierte Explosion des Raums" evoziert. Klingt diffizil, ist optisch phänomenal und fantastisch umgesetzt. Willkommen in der Zukunft! (Gregor Auenhammer, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 21./22.11.2009)