Der Prototyp von Luigi Colani von 1973 soll im Dorotheum zwischen 10.000 und 15.000 Euro einbringen.

Foto: Dorotheum

Die Tefaf (The European Fine Art Fair), die im Frühjahr 2009 in Maastricht erstmals offiziell die Sektion Design aus der Taufe hob, war scheinbar nur die Vorhut. Auch das Debüt der Abu Dhabi Art Fair (bis 22. November) fokussiert auf dieses von zeitgenössischen Vertretern repräsentierte Segment, mit Workshops in Zusammenarbeit mit dem Vitra Design Museum sowie der zugehörigen Performance von May Lamb und Maarten Baas im Studio und an den Stränden des Emirates.

Mit solch spektakulären Locations kann Mitteleuropa freilich nicht aufwarten, da muss man - wie derzeit in Köln - mit einer Messehalle das Auslangen finden. Des konzeptionell festgelegten Crossovers wegen schmückt sich die seit 18. November laufende Cologne Fine Art & Antiques (bis 22.November) nun ebenfalls mit Designspezialisten. Darunter mit Harald Bichler (Rauminhalt), Markus Pernhaupt (Lichterloh) und Patrick Kovacs auch drei Österreicher, die sich gemeinschaftlich einen Messestand teilen.

Unter dem Label Design Tradition beschäftigt sich das Trio seit 2008 mit historisch-authentischen österreichischen Entwürfen, samt Kriterienkatalog und Punktevergabe, und karrte jetzt 66 Beispiele aus der Zeit von 1900 bis 1996 nach Köln. Von vier Exponaten trennten sie sich gleich zum Auftakt: Darunter von einer ovalen Rollenkommode von Josef Frank (Wien, um 1925) oder von einem Paar Drehfauteuils des Architekten Josef Krawina von 1970 (11.000 Euro).

In Österreich steht Design im Rahmen der vierten Auktionswoche des Dorotheums kommende Woche auf dem Programm. Seit 1995 veranstaltet man zwei Sonderauktionen jährlich. Den bislang besten Umsatz notierte man im November 2007 bei 1,33 Millionen Euro brutto. Im Laufe der Jahre erweiterte Expertin Gerti Draxler das Angebot um Zeitgenössisches sowie um singuläre Beispiele aus der Zeit um 1900 und davor.

Design ist letztlich bloß als Begriff eine Erfindung des 20.Jahrhunderts. Über die Zweckorientierung, "Funktionalität", erfolgt auch die Unterscheidung zwischen Design und Kunst(objekten). Ob der Entwerfer nun ein versierter Handwerker des 18.Jahrhunderts war oder ein zeitgenössischer Architekt bleibt also einerlei.

Demnach könnte man das BadmintonCabinet - 2004 ersteigerte Johann Kräftner das Möbel für die Sammlung des Fürsten Liechtenstein für 27,2 Millionen Euro - als das mit Abstand teuerste Design-Stück in der Geschichte des Kunstmarktes bezeichnen. Auf Platz zwei folgt Eileen Grays Drachenfauteuil aus der Sammlung Yves Saint Laurents, für das im Februar 2009 bei Christie's stolze 21,9 Millionen bewilligt wurden.

Von solchen Werten können zeitgenössische Designer und ihre Anbieter nur träumen. Selbst auf dem Höhepunkt des Contemporary Hypes blieben die von Auktionshäusern erzielten Preise deutlich unter solchen bildender Künstler. Die Eine-Million-Barriere schaffte bislang einzig Marc Newson mit seiner skulpturhaften Lockheed Lounge. Die ersten Exemplare hatte der Designer 1985 noch für 1000 Pfund je Stück verkauft: 2007 erzielte ein Exemplar bei Christie's 1,32 Millionen Dollar (934.000 Euro), Ende April dieses Jahres eine weitere Version bei Phillips de Pury bereits stolze 950.000 Pfund (1 Million Euro).

Auf Basis der unteren Schätzwertsumme hofft das Dorotheum am 24. November auf 1,6 Millionen Euro. Dazu soll ein Team von 198 Designern beitragen, von A wie Arad (Big-Spiral-Tisch, 50.000- 70.000 Euro) bis Z wie Zieta (Vier Prototypen des Plopp-Hockers, 3000-4000 Euro). (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 21./22.11.2009)