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Catherine Baroness Ashton of Upholland wird in den kommenden Wochen viel zuhören müssen: Beim EU-Gipfel in Brüssel löste die Bestellung der unerfahrenen Britin einige Verwunderung aus.

Foto: ap/lee

Die 53-jährige Britin gilt als geschickte Verhandlerin, einfühlsam und lernfähig. Nur mit Außenpolitik hatte sie in ihrer bisherigen Laufbahn nichts zu tun.

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Catherine Baroness Ashton of Upholland war nicht die erste Wahl des britischen Premierministers Gordon Brown für die Kandidatur zum EU-Außenminister. Als er Donnerstagnachmittag zum Vorbereitungstreffen seiner sozialdemokratischen Freunde auf den EU-Gipfel in der österreichischen Vertretung in Brüssel dazustieß, schlug er selber drei Namen vor: Peter Mandelson, seinen Wirtschaftsminister und Ex-Mastermind von Tony Blairs "drittem Weg" ; Geoffrey Hoon, gestandener Ex-Außenminister von Labour; und eben Ashton, die vor einem Jahr Mandelson in Brüssel als EU-Außenhandelskommissarin abgelöst hatte. Schon das wurde damals als "bizarre Entscheidung" kommentiert. Denn die studierte Ökonomin hatte 2001 unter Blair als Staatssekretärin im Bildungsministerium angefangen. Dann war sie in der Regierung für Verfassungsfragen zuständig.

Bereits 1999 wurde sie während der Regierungszeit von Tony Blair zum Mitglied des britischen Oberhauses, dem House of Lords, auf Lebenszeit. Brown machte sie 2007 zu dessen Präsidentin. Dort hatte sie unter anderem viel mit EU-Politik zu tun, war für die Umsetzung des Lissabon-Vertrages zuständig. Aber Außenpolitik im engeren Sinne hat sie in ihrer politischen Karriere noch nie gemacht. Sie setzte sich in ihrer Laufbahn viel mehr für behinderte Arbeiter, für Gesundheitsfragen und für alleinerziehende Eltern ein. Sie stand der Gesundheitsbehörde in Hertfordshire, im Norden Londons vor, und war eine der Vizepräsidentinnen des National Council for One Parent Families.

Kanzler Werner Faymann und der Fraktionschef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Martin Schulz, unterstützten sie, nicht zuletzt weil sie eine der wenigen Frauen in der Kommission in einer Top-Position sein wird.

Die Nominierung der Britin sorgte beim EU-Gipfel für einige Überraschung. Denn bis dahin hatte der Italiener Massimo D'Alema als Favorit gegolten.

Der frühere Ministerpräsident wurde aber von mehreren Ländern, unter anderem von Deutschland, blockiert. Dem ausgewiesenen Außenpolitiker wurden in der Debatte seine Vergangenheit als Kommunist und israelkritische Äußerungen vorgehalten.

Die Britin ist politisch bisher kaum maßgeblich in Erscheinung getreten, was Zweifel nährte, ob sie dem riesigen neuen Amt wohl gewachsen sein wird. Auch in Großbritannien ist sie so gut wie unbekannt, einen maßgeblichen Kabinettsposten hatte sie nie inne. Bei ihren Kommissionskollegen gilt sie dennoch als "politisch geschickt" , eine, die sich sehr gut und schnell einfühlen kann in eine Materie und rasch lerne. Die "rote Baroness" sei eine sehr gute Verhandlerin.

Aus zwei mach ein Amt

Diese Qualifikationen kann sie gut gebrauchen, denn ab dem 1. Dezember soll sie die Ämter des bisherigen Hohen Beauftragten des Rates für Außenpolitik Javier Solana und jenes der Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner übernehmen. Dazukommen muss dann auch noch einiges an Kondition und Reisetauglichkeit, denn das Reisepensum des neuen Gesichts der EU in der Welt ist enorm.

Ashton ist 53 Jahre alt. Sie ist mit dem Journalisten Peter Keller verheiratet und hat zwei Kinder. (tom/DER STANDARD, Printausgabe, 20.11.2009)