Kaum eine andere Distribution hat sich in den letzten Jahren dermaßen den Ruf erarbeitet, immer am Puls der Linux-Entwicklung zu liegen, wie Fedora. So aktuell wie hier ist die Softwareausstattung bei kaum einem anderen Angebot im Linux-Umfeld. Nicht nur, dass praktisch in allen Fällen immer die aktuellsten Versionen der integrierten Komponenten zu integriert werden, die EntwicklerInnen verwenden auch einige Zeit darauf spannende Neuerungen kommender Releases vorwegzunehmen.

Konsequent

Und auch wenn diese Herangehensweise in der Vergangenheit immer wieder einmal zu gewissen Unannehmlichkeiten für die BenutzerInnen geführt hat - etwa wenn gewisse proprietäre Komponenten praktisch einen ganzen Release-Zyklus lang in keiner kompatiblen Version verfügbar sind - so will man die eingeschlagene Richtung auch mit dem vor kurzem veröffentlichten Fedora 12 konsequent weiter führen.

Features

Mit Hauptsponsor Red Hat - der seine Enterprise-Produkte auf Fedora basiert - im Rücken, geben also auch dieses Mal wieder zahlreiche Neuerungen im Linux-Umfeld ihre Premiere in einer neuen Fedora-Version. Allein die Liste der in die neue Ausgabe der Distribution aufgenommenen Features liest sich schon äußerst beeindruckend, was davon in die Kategorie Highlights fällt, und was eher noch problematisch ist, soll auf den kommenden Seiten näher beleuchtet werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Fedora 12 kann wie gewohnt von den Servern des Projekts heruntergeladen werden. Als Default-Auswahl empfiehlt man mittlerweile die rund 650 MB große Live-CD, mit der bereits vor der Installation in das Betriebssystem gefahrlos hineingeschnuppert werden kann. Alternativ dazu gibt es noch die "klassische" Install-DVD, die mit 3 GByte zwar wesentlich umfangreicher ausfällt, aber mehr Flexibilität bei der Softwareauswahl bietet.

Flott

Denn bei der Live-CD sind die Programmvorgaben fix, dafür wandert das System mit GNOME-Desktop dann in Windeseile auf die lokale Festplatte. Wer eine andere Umgebung bevorzugt, wird bei Fedora ebenfalls fündig: Mit den Fedora-Spins gibt es zahlreiche Varianten der Distribution, also etwa auch welche mit KDE, LXDE oder Xfce-Desktop. Spezielle Ausgaben für Hardware-Design oder den Bildungsbereich sind ebenfalls verfügbar.

USB

All diese CD-Images lassen sich übrigens auch problemlos auf einen USB-Stick schreiben, immerhin nimmt die Zahl der Laptops ohne optisches Laufwerk laufend zu. Am einfachsten geht das mit dem von Fedora selbst zur Verfügung gestellten Live-USB-Creator, wem das zu wenig nerdig ist, der kann das Image auch direkt mit dem "dd"-Befehl in der Konsole auf den Stick schreiben.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bei der Installation vom USB-Stick hat sich allerdings auch ein Fehler eingeschlichen, der eines gewissen Humors nicht entbehrt: Meckerte der Installer im Test doch gleich nach dem Start wiederholt darüber, dass er das Device mit dem Live-System nicht erkennen kann, und schlägt entsprechend vor dieses neu zu initialisieren. Ein Vorschlag, dessen Bejahung dem weiteren Verlauf der Installation wohl nur wenig zuträglich wäre...

Los geht's

Ansonsten verläuft die Installation weitestgehend unverändert zu Fedora 11. Insofern stimmt noch immer was damals schon gesagt wurde: Die Einrichtung eines Fedora-Systems ist mittlerweile in wenigen Schritten recht einfach vorzunehmen, wirkliche Probleme gab es dabei keine. Allerdings könnte das Ganze dringend einmal eine gröbere Überarbeitung des Interfaces vertragen, manche Funktionen wirken auf den über die Jahre zunehmend geleerten Einstellungsseiten mittlerweile ziemlich verloren, andere - wie die Festlegung eines Hostnamens - sind bei einem Desktop-System ohnehin eher zweifelhafter Natur.

Dateien

Als Default-Dateisystem kommt - wie schon bei Fedora 11 - ext4 zum Einsatz, das noch als experimentell angesehene btrfs ist erst nach der Übergabe des Boot-Parameters "icantbelieveitsnotbtr" im Installer verfügbar. Wer den Weg der DVD-Installation gewählt hat, hat den Vorteil schon direkt bei der Installation die bislang verfügbaren Updates einzuspielen - aus einer Sicherheitsperspektive zweifelsfrei eine sinnvolle Möglichkeit. Dazu muss nur das entsprechenden Update-Repositories im Interface aktiviert werden, was sich mit einem Klick erledigen lässt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

An kaum einem Bereich haben sich in den letzten Jahren die Vor- und Nachteile von Fedoras Cutting-Edge-Ansatz so deutlich manifestiert wie bei den Technologien rund um den Grafikserver. Hier macht auch Fedora 12 keine Ausnahme, als erste Distribution unterstützt man das Kernel Based Mode Setting für Nvidia-Grafikkarten, Intel- und ATI-Support gab es ja schon in der Vorgänger-Release.

Rückgriff

Allerdings werden nun auch aktuellere Radeon-Karten unterstützt werden, den dafür notwendigen Code hat man bei Fedora aus dem Kernel 2.6.32 rückportiert - nicht der einzige Vorgriff auf künftige Neuerung beim zentralen Linux-Beandteil. Beim Nvidia-Support ist derzeit überhaupt noch vollständig offen, ob und wann er in den offiziellen Kernel aufgenommen wird, dass Fedora solch experimentellen Code übernimmt, hat entsprechend nicht nur für positive Reaktionen gesorgt.

Vorteile

Die BenutzerInnen können sich dadurch jedenfalls nun recht durchgehend über die typischen Vorteile von KMS freuen: Die Auflösung wird schon am Beginn des Boot-Prozesses korrekt eingestellt, das gewohnte Flackern beim Start des Grafikservers entfällt, auch der Wechsel in eine Text-Konsole geht nun wesentlich flotter vonstatten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Für Nvidia-Karten kommt bei Fedora 12 der freie Nouveau-Treiber zum Einsatz, der 2D- aber keine 3D-Beschleunigung bietet. Zwar gibt es mittlerweile bereits eine aktualisierte Version der proprietären Nvidia-Treiber, deren Installation ist aber mit manuellen Eingriffen ins System verbunden, muss dafür doch unter anderem ein Teil der SELinux-Schutzmechanismen abgedreht werden. Wer diese Weg trotzdem beschreiten will, findet eine Anleitung im RPMFusion-Wiki.

Server

Der xorg-server selbst ist in der Version 1.7.1 enthalten, zum Vergleich: Ubuntu und openSUSE setzen in ihren aktuellen Releases noch auf die 1.6.x-Generation, wodurch sie Features wie die Multi-Pointer-Unterstützung verpassen. Neu ist außerdem die Unterstützung von Displayport-Anschlüssen im Intel-Treiber, für andere Grafikchips soll diese Möglichkeit mit Fedora 13 nachgereicht werden.

Multipel

Zentrale Verbesserungen gab es beim Multi-Monitor-Support, wird ein zweiter Bildschirm angehängt, wird dieser nun nicht nur automatisch aktiviert, statt wie bisher das erste Display zu "klonen" wird die Ausgabe selbsttätig "ausgedehnt". Dies funktioniert übrigens nicht nur beim Desktop selbst, sondern bereits beim Boot-Manager Plymouth und beim Login-Screen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Als Desktop kommt bei Fedora - wie bereits erwähnt - GNOME zum Einsatz, erwartungsgemäß hat man hier die aktuelle Release 2.28.1 im Angebot, mehr zur aktuellen Desktop-Generation gibt es in einer eigenen Ansichtssache. Im Gegensatz zu den Vorgänger-Releases hat Fedora hier optisch so manche Veränderung vorgenommen.

Theme-Wahl

So wurde etwa das eigenen Nodoka-Theme in Pension geschickt, statt dessen kommt nun der GNOME-Default-Look "Clearlooks" zum Einsatz. Auch die Icons sind nun weitgehend mit dem GNOME Icon Theme ident, eine Ausnahme bilden die Verzeichnis-Piktogramme, die zentralen Ordner werden jetzt außerdem mit einem passenden Emblem versehen.

Feinschliff

Neben dem recht gut gelungenen Wallpaper hat man aber auch einige Energie in den Feinschliff des optischen Auftritts von Fedora gesteckt. Dazu gehört, dass man eine fixe Reihenfolge für die wichtigsten Status-Icons im Panel festgelegt hat, damit diese immer an der gleichen Position zu finden sind.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Tooltips, die beim Bewegen des Mauszeigers über relevante Interface-Elemente eingeblendet werden, wurden ebenfalls überarbeitet. Neben der Änderungen des Looks - statt gelb gibt es nun ein leicht transparentes Blau . wurde vor allem an der Positionierung solcher Informationen gefeilt. Bislang konnte es leicht dazu kommen, dass die Tooltips andere relevante Interface-Teile überlagern, ein Problem, das nun der Vergangenheit angehören soll.

Icons

Eine kleine, aber durchaus hilfreiche, Veränderung betrifft die Icons im Panel: Diese werde nun von Haus aus mit etwas mehr Abstand zu einander ausgerichtet, was es wiederum leichter macht das korrekte Icon zu treffen. Apropos Icons: Wie auch bei Ubuntu 9.10 und openSUSE 11.2 sind beim Fedora-GNOME die Icons in den Menüeinträgen der Programm entfernt worden, um den "visuellen Lärm" zu reduzieren. Allerdings geht Fedora noch einen Schritt weiter und hat parallel dazu den Dialog zur Anpassung dieser Einstellung entfernt, wer die Icons zurück haben will, muss also zum gconf-editor greifen.

Fonts

Änderungen gab es außerdem beim Schriften-Rendering, so hat man hier nun von "medium" auf "slight" hinting gewechselt, was ein klareres Schriftbild ergeben soll. Zu den Distributionen mit dem besten Font-Rendering gehört Fedora aber trotzdem weiterhin nicht, was nicht zuletzt auch damit zusammenhängt, das man so manches Feature aus patentrechtlichen Gründen nicht aktivieren darf. Wer hier manuell nachbessern will, kann das freetype-freeworld-Paket aus dem RPMFusion-Repository nachinstallieren, das den umstrittenen Bytecode-Interpreter und das zugehörige Subpixel-Rendering von Freetype nutzt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

So begrüßenswert der Fokus auf kleinere Usability-Verbesserungen, so seltsam muten andere Entscheidungen von Fedora 12 an: Die Default-Softwareauswahl darf wohl getrost als "diskussionswürdig" bezeichnet werden. So vermisst man beim Live-CD-Install nicht nur die Bildbearbeitung GIMP und die freie Office-Suite OpenOffice.org (statt dessen gibt es Abiword), sondern auch die Fotoverwaltung F-Spot und das Desktop-Wiki Tomboy.

Dabei, nicht dabei...

Dafür sind wohl wenig essentielle Programme wie die die VoIP-Software Ekiga oder der CD/DVD-Ripper Sound-Juicer von Haus aus mit dabei. All das verblüfft auch deswegen, da auf den Fedora-12-Live-CDs noch gut 50 MByte ungenutzt verschwendet werden, da zählt das Argument mit dem begrenzten Platzverhältnissen nur begrenzt.

Mono

Durch den Verzicht auf F-Spot und Tomboy wird übrigens auch das gesamte Mono-Framework von Haus aus nicht mehr installiert. Zumindest bei der Live-CD, von DVD landet die Fotoverwaltung erst recht auf der Platte, sinnigerweise parallel zum weitgehend die selbe Funktionalität abdeckenden Gthumb. Politische Gründe für die Entfernung von Mono scheinen hier also nicht ausschlaggebend gewesen zu sein.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Was nicht unerwähnt bleiben soll: Statt Tomboy wird nun Gnote mitgeliefert, eine 1:1-Kopie, die statt in C# in C++ verfasst ist. Dabei darf bezweifelt werden, ob das eine sonderlich schlaue Entscheidung war, hat der ursprüngliche Entwickler von Gnote doch vor einigen Wochen das Ende der eigenen Aktivitäten erklärt. So wurde denn die letzte Code-Änderung bereits im August vorgenommen, während Tomboy aktiv weiter entwickelt wird.

Umbau

Schon für Fedora 13 soll es aber ohnehin zentrale Veränderungen bei der Softwareauswahl geben. So plant man derzeit künftig auf die Auslieferung von CD-ISOs gänzlich zu verzichten und sich statt dessen auf rund 2 GByte große Images für USB-Sticks zu konzentrieren. Da sollten dann auch OpenOffice.org und Co. locker Platz finden...

Empathy

Wie bei Ubuntu hat man auch bei Fedora 12 den Instant Messenger ausgetauscht, es kommt nun die offizielle GNOME-Lösung Empathy statt dem bisher favorisierten Pidgin zum Einsatz. Die restliche Softwareaustattung bewegt sich im Bereich des zu erwartenden, so ist Firefox 3.5.4 dabei, der mittlerweile über ein Fedora-Update schon auf die aktuelle Version 3.5.5 erneuert wurde.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Kontinuierlich weiter voran treibt man die Entwicklung des NetworkManagers, in der neuen Version 0.8 sind wieder einige Verbesserungen hinzugekommen. Nachdem man ja mit UMTS/HSDPA-Karten schon seit längerem umgehen kann, soll nun auch das Bluetooth-Tethering bei zahlreichen Devices "out-of-the-box" funktionieren.

Oberflächlich

Zusätzlich hat man das Interface des Tools überarbeitet, um es übersichtlicher zu gestalten und die wirklich relevanten Informationen stärker in den Vordergrund zu lassen. Eine Veränderung die sich vor allem in Situationen, bei denen viele WLAN-Netze in der Umgebung vorhanden sind bewährt. Auch das gezielte Beenden von einzelnen Verbindungen ist nun einfacher.

Essentiell

Wer ein Desktop-System zusammenstellen will, wird nicht am zuvor bereits angerissenen RPMFusion-Repository vorbeikommen: Dort finden sich die wichtigsten Codecs sowie diverse Treiber, die Fedora aus rechtlichen Gründen nicht mitliefern kann. Einmal eingerichtet, integriert sich das Ganze vorbildlich mit dem System, liefert man etwa dem Video-Player Totem einen Clip mit einem nicht vorhandenen Codec wird automatisch das passende Paket zur Installation vorgeschlagen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Kurz noch einmal eine Rückkehr zu den Äußerlichkeiten des Fedora GNOME: Die Desktop-Einstellungen werden nun nicht mehr länger in Untermenüs präsentiert - auch hier hat man sich den Upstream-Defaults angepasst. Optisch überarbeitet wurden außerdem die Benachrichtigungen, die nun in einem leicht transparenten Schwarz gehalten sind.

Shell

Allerdings wirkt dieser Stil beim Default-GNOME nicht ganz passend, viel besser kommt dies im Zusammenspiel mit der GNOME-Shell, der zentralen Komponente der neuen User Experience von GNOME 3, zur Geltung. Diese ist zwar nicht von Haus aus installiert, lässt sich aber recht einfach nachinstallieren und anschließend mit einem Klick in den "Desktop Effects"-Einstellungen aktivieren.

Blick in die Zukunft

So gibt es dann schon jetzt einen Vorgeschmack auf künftige Desktop-Generation, dabei darf freilich nicht vergessen werden, dass das Projekt derzeit noch recht jung ist, so manches Feature und jede Menge Feinschliff noch fehlen. Immerhin soll die erste stabile Release der GNOME Shell erst im Herbst 2010 erscheinen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Trotzdem ist die einfache Integration der GNOME Shell eine durchaus begrüßenswerte Entscheidung, kann man so doch schon frühzeitig Feedback der NutzerInnen sammeln. Dass dies gerade bei Fedora so einfach gelöst ist, kann übrigens nicht weiter verwundern, wird der Großteil der Arbeit an der neuen Shell doch von Red Hat vorgenommen.

Neues

Bleibt zu hoffen, dass Fedora regelmäßig neue Versionen der Software integriert, geht die Entwicklung an der GNOME Shell derzeit doch zügig voran. So arbeitet man momentan etwa an einem neuen Mitteilungssystem, das Instant-Messaging-Nachrichten und andere relevante Kommunikation am unteren Bildschirmrand einblenden soll.

Testweise

Übrigens lässt sich die GNOME Shell sogar mit der Live-CD ausprobieren - die nötige 3D-Unterstützung bei den Grafiktreibern natürlich vorausgesetzt. Dazu reicht es in einer Konsole mit "su" auf den Root-Account zu wechseln und anschließend mit "yum install gnome-shell" die entsprechende Software nachzureichen. Der Wechsel auf die GNOME Shell lässt sich dann ebenfalls über das erwähnte Einstellungstool abschließen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einige Änderungen beschert Fedora 12 auch dem eigenen Paket-Management. So werden nun die in Fedora 11 noch optionalen Delta-RPMs, die nur die tatsächlichen Änderungen seit der letzten Release herunterladen, für Updates verwendet. Dadurch wird der Download-Umfang erheblich reduziert, mehr als 60 Prozent soll man sich so ersparen können.

Packend

Zusätzlich wird nun xz als Packverfahren verwendet, was die Paketgröße weiter reduziert. Nett auch, dass beim Aufruf eines nicht vorhandenen Programms in der Kommandozeile jetzt automatisch überprüft wird, ob sich dieses nachinstallieren lässt - und der entsprechende Vorgang gleich angetragen wird.

Root oder nicht...

Für erhitzte Diskussionen hat bereits eine andere Änderung gesorgt: Von Haus aus können nun normale BenutzerInnen - also ganz ohne Root-Passwort - Anwendungen nachinstallieren. Bei Fedora argumentiert man damit, dass dies auf einem Desktop-System sicherheitsmäßig unbedenklich sei, aber den Effekt, dass sich die NutzerInnen daran gewöhnen, ohne groß nachzudenken ihr Root-Passwort einzugeben, verhindert. Auf Mehr-NutzerInnen-Systemen ist die Situation freilcih etwas diffiziler, also ist man nun per Update wieder zurück gerudert, für Fedora 13 will man dann ein grafisches Tool zur einfachen Anpassung der entsprechenden Berechtigungen bringen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einen fixe Größe in der Entwicklung von Fedora nimmt nun schon seit einigen Releases die Reduktion des Stromverbrauchs ein. Auch Fedora 12 bildet hier keine Ausnahme, in unseren Tests zeigte sich auf so manchem Laptop eine spürbar längere Akku-Laufzeit. Unterdessen arbeitet man bereits an weiteren Verbesserungen für die Zukunft, mit tuned will man einen Daemon einführen, der sich automatisch um die Anpassung des Systems an die aktuellen Bedürfnisse kümmern soll. Derzeit ist dieser allerdings noch nicht von Haus aus installiert.

Paketerstellung

Altlasten beseitigt man auch auf anderer Ebene: Mit Fedora 12 unterstützt man nicht länger i586 und noch ältere x86-Architekturen, halbwegs neue Systeme profitieren dafür von einem kleinen Performance-Plus. Außerdem sind die Fedora-Pakete nun ebenso auf die bei Netbooks gebräuchlichen Atom-CPUs optimiert.

Sandbox

Viele Überlegungen investiert man bei Red Hat in die stärkere Absicherung eines Systems gegenüber potentiellen Angriffen. Eines der interessantesten Projekte ist dabei die SELinux Sandbox. Über die Voranstellung des Befehls "sandbox -X" vor dem Aufruf eines Programmes wird dieses in einer vollkommen vom restlichen System abgetrennten Umgebung aufgerufen. So lässt sich dann etwa für kritische Situation ein Browser so absichern, dass er selbst bei einer erfolgreichen Attacke keinen Schaden am betroffenen System anrichten kann.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Derzeit ist das Sandboxing allerdings noch recht experimentell, da die Programme in einem eigenen, eingebetteten X-Server (Xephyr) laufen, können sie auch nicht in ihrer Größe verändert werden. Auch zentrale Einstellungen wie die Sprach- und Tastaturwahl werden noch nicht übernommen.

Root

Ein verlockendes Ziel für AngreiferInnen geben auf einem Linux-System typischerweise jene Programme ab, die durchgehend im Hintergrund mit Root-Rechten laufen. Also hat man sich bei Red Hat diese Daemons einzeln genauer angesehen und ihre Berechtigungen auf das Nötigste eingeschränkt, wodurch die allgemeine Systemsicherheit erhöht werden sollte.

Weiterleitung

Weiters gibt es ein neues Tool zur Fehlerberichterstattung: Abrt kann sowohl Probleme mit dem Sicherheitsframework SELinux als auch Abstürze protokollieren und auf Wunsch an die Fedora-EntwicklerInnen weiterleiten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Seit der Übernahme von Qumramnet ist Red Hat die treibende Kraft in der Entwicklung der Kernel-based Virtual Machines (KVM). Insofern überrascht es wenig, dass Fedora 12 gerade für den Virtualisierungsbereich zentrale Verbesserungen bringt.

Speicher und Performance

So soll durch die Nutzung von "Kernel Shared Memory" und "KVM Huge Backed Memory" der Speicherverbrauch von virtuellen Maschinen erheblich reduziert worden sein, gleichzeitig führen diese Änderungen auch zu einer besseren Performance. Ein Bereich zu dem auch das qcow2-Format zur Abspeicherung von virtuellen Disks beiträgt, immerhin werden dadurch Lese- und Schreibzugriffe erheblich beschleunigt.

Zugriff

Mit der libguestfish hat man eine eigene Bibliothek erstellt, die vom Host-System aus den Zugriff auf virtuelle Disks erlaubt, mit guestfish gibt es auch gleich ein passendes Tool dazu. Neu ist außerdem die Möglichkeit Netzwerkinterfaces im laufenden Betrieb zu einer virtuellen Maschine hinzuzufügen. Außerdem hat man am UI des virt-manager zur Verwaltung und Steuerung von VMs einigen Feinschliff betrieben.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer will kann übrigens bei Fedora 12 auch in Intels Netbook-Interface Moblin hineinschnuppern, dieses lässt sich bequem über ein Meta-Paket nachinstallieren. Einen offiziellen Moblin-Spin gibt es hingegen momentan noch nicht, immerhin ist auf der Projektseite aber schon eine Beta-Version zum Herunterladen verfügbar.

Zielgruppe

Vor einigen Wochen hat Projektleiter Paul Frields die Zielgruppe von Fedora etwas näher umrissen, eine Beschreibung aus der schnell klar wird, dass man vor allem technisch versierte UserInnen im Visier hat, die auch bei der Verbesserung der Distribution helfen können. Entsprechend zielt Fedora 12 gar nicht auf die breite Masse der NutzerInnen ab, wer frisch in die Linux-Welt eintaucht, ist wohl meist mit Ubuntu besser bedient - daran ändern auch die aktuellen Usability-Anstrengungen von Fedora nur wenig.

Ganz vorne

Für Power-UserInnen ist Fedora hingegen auch in seiner aktuellsten Ausgabe wieder eine äußerst verlockende Wahl. Die schiere Anzahl von neuen Features, die es in eine neue Release schaffen, ist ein aufs andere Mal beeindruckend. So sichert man sich die Technologieführerschaft im Linux-Bereich - und mit dem Engagement bei GNOME 3 zunehmen nicht nur am Server, sondern auch im Desktop-Umfeld.  (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 22.11.09)

Screenshot: Andreas Proschofsky