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Foto: AP/NASA/red

Wien - Zu glauben, dass Kreationisten allein in den Schulen des tiefgläubigen Bible Belt der USA auftauchen, ist ein Irrtum. Auch in heimischen Klassenzimmern treten Verfechter des christlichen Schöpfungsmythos' in Erscheinung, wie das Beispiel eines Vorarlberger Pädagogen zeigt: Der Feldkircher Biologie- und Chemielehrer Elmar Walch vertritt die Ansicht, dass der Glaube, Gott schuf die Welt in sechs Tagen, durchaus mit naturwissenschaftlichen Fakten wie beispielsweise der Evolution vereinbar sei.

Man müsse die Bibel nur richtig lesen und interpretieren, meinte Walch bei einer Diskussionsveranstaltung in der Reihe "science lounge" zum Thema "Die Entstehungsgeschichte wörtlich genommen" am Montagabend in Wien.

Kein Wunder, dass Walch damit gleich auf Widerspruch von Wissenschaftern stieß: Renee Schroeder vom Department für Biochemie und Zellbiologie der Universität Wien etwa kann mit den Vergleichen von Schöpfungsgeschichten und Naturwissenschaft nicht viel anfangen. Für derartige Vergleiche seien die Methoden zu unterschiedlich, Erkenntnis und Bekenntnis seien zwei verschiedene Dinge, so die Wissenschafterin. "Die Schöpfungsgeschichte als wissenschaftliche Theorie zu verkaufen ist falsch, die Schöpfungsgeschichte ist ein Dogma", betonte Schroeder.

Vorhandene Harmonie?

Walch räumte ein, dass für eine Harmonisierung von biblischer Lehre und anerkannter Naturwissenschaft die Aussagen ersterer mit den biologischen Fakten übereinstimmen müssten. Und das sei durchaus gegeben, betonte der promovierte Biologe. Als Ursache für die immer wieder aufflammenden Kontroversen zwischen Naturwissenschaftern und sogenannten Kreationisten sieht Walch unter anderem die missverständliche Auslegung der Bibel durch Theologen.

So lehre die Bibel ganz und gar nicht, dass die Arten auf der Erde unveränderlich seien. "Der biblische Artbegriff ist nicht mit dem Linne'schen ident", erklärte Walch. Etwa in der Geschichte über die Sintflut und der Aussage "Alles Fleisch ist verderbt" sei die Veränderung angedeutet. Daher müssten Kreationisten Selektion und Mutation nicht ablehnen. Auch warne die Bibel vor einer Vermischung von Arten.

"Gewisse Dinge"

Als Biologie- und Chemielehrer halte er sich an die gängigen Lehrpläne, mache aber auf "gewisse Dinge" aufmerksam. So sei auffallend, dass jene Aminosäuren, aus denen die Proteine aller Lebewesen bestehen, allesamt "links drehen", obwohl in der Ursuppe des Lebens stets auch die spiegelgleichen Versionen der Aminosäuren vorkamen. "Schwierig zu glauben, dass das Zufall ist", so Walch. Letztendlich sollten sich die Schüler allerdings selbst ein Bild machen, er biete nur Informationen an.

Für Bernd Lötsch, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, kommt die Geschichte vom Sechs-Tage-Werk der Schöpfung in der Bibel im Vergleich mit anderen Schöpfungsmythen dem tatsächlichen Ablauf noch am nächsten. Er, Lötsch, sehe die Bibel als eine Sammlung von Mythen, die durchaus "verschlüsselte Wahrheiten enthalten". Als Beispiel nannte er die Geschichte von der "Frucht der Erkenntnis", welche eine "tiefe symbolische Weisheit" enthalte.

Der Mensch sei nachweislich das einzige Lebewesen, "das mehr kann als es darf und mit einer Gut-Böse-Verantwortung leben muss", so Lötsch. Die "kaltschnäuzige Art", mit der manche Naturwissenschafter die Religion abqualifizierten, könne er jedenfalls nicht teilen. Generell sollte man eine "uralte Offenbarungsreligion nicht für Welterklärungsmodelle überfordern". (red/APA)