Jedes Gesetz, das nicht Gleichheit bringt, ist diskriminierend" , ist Antonio Poveda, Prä- sident der spanischen Federación Estatal de Lesbianas, Gays, Transexuales y Bisexuales (FELGTB), überzeugt. Am 3. Juli 2005 ließ Spaniens sozialistische Mehrheit im Parlament dem Ehe-Paragrafen im Bürgerlichen Gesetzbuch fogenden Satz anfügen: "Die Ehe hat dieselben Bedingungen und Folgen, gleichgültig ob die Eheschließenden unterschiedlichen oder gleichen Geschlechtes sind." Aus "Vater und Mutter" wurden "Eltern" , aus "Mann und Frau" die "Eheleute" . Die Auswirkungen - Bleiberecht, Unterkunft, Erbschaft, Adoption, Steuer, Unterhalt, Scheidung oder auch die Aussageverweigerung im Strafprozess - sind somit für alle Ehepaare gleich.

Manch konservativer Beamte in dem katholischen Land hat Paaren die Trauung "aus Gewissensgründen" verweigert, und die Bischofskonferenz mobilisierte 2007 in Madrid eine Million protestierender Menschen. "Doch die Ehe hat sich dennoch entwickelt" , sagt Poveda im Standard-Gespräch.

Er bezweifelt, dass die konservative Volkspartei (Partido Popular; PP), sollte sie nach der Wahl 2012 regieren, das Gesetz wieder ändern wird. Diese torpedierte zwar den Entwurf im Senat und ließ den Psychiater Aquilino Polaino erklären, dass "Homosexualität eine Krankheit ist" (eine Meinung, die Ex-Ministerpräsident José María Aznar von der PP teilt). "Mittlerweile haben aber auch schwule PP-Abgeordnete geheiratet, unter der Anwesenheit von Provinzpräsidenten" , sagt Poveda.

Bis Ende 2008 wurden in Spanien 12.648 homosexuelle Paare getraut. 2008 waren es mehr als 3500 (1,8 Prozent von insgesamt 196.613 Ehen). Und von 66 Prozent auf 73 Prozent stieg seit dem Inkrafttreten der Reform auch die Zustimmung in der Bevölkerung. In Portugal plant der sozialistische Premier José Socrates bereits ebenfalls eine gleichberechtigte Ehe für Homosexuelle. (Jan Marot aus Madrid, DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.11.2009)