Rund 69 Prozent des österreichischen Stroms kommt aus erneuerbaren Quellen – das meiste davon liefern heimische Wasserkraftwerke.

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Der Rest wird in modernen thermischen Kraftwerken erzeugt. Für eine sichere, umwelt- und klimafreundliche Versorgung Österreichs plant die E-Wirtschaft 15 Milliarden Euro bis 2020 in Ausbau und Modernisierung von Kraftwerken und Netzen zu investieren.

68.635 Gigawattstunden (GWh) Strom wurden im Vorjahr von den etwas mehr als 8,3 Millionen Österreicherinnen und Österreichern sowie heimischen Industriebetrieben verbraucht. Dies ergibt einen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 8,23 Megawattstunden (MWh).

Die Inlandsstromerzeugung lag 2008 bei 67.046 GWh, produziert wurden sie von mehr als 3.000 Kraftwerken (631 Laufkraftwerke, 603 Wärmekraftwerke, 106 Speicherkraftwerke, 1.807 nicht zugeordnete Wasserkraftwerke).

Wasserkraftwerke hatten im Vorjahr einen Anteil von 60,7 Prozent an der gesamten österreichischen Stromerzeugung (Laufkraft: 42,1 Prozent, Speicherkraft: 18,5 Prozent). Die größten Laufkraftwerke Österreichs befinden sich dabei an der Donau und an der Drau. Eine hohe Produktionsleistung erbringen auch die Wärmekraftwerke mit 36,4 Prozent. Davon sind drei Viertel mit Kraft-Wärme-Kopplung ausgerüstet, erzeugen also neben Strom auch Fernwärme. Dadurch erreichen die modernen österreichischen Wärmekraftwerke einen Wirkungsgrad von bis zu 86 Prozent. Der Sektor „Wind, Photovoltaik, Geothermie" erbrachte rund drei Prozent der Erzeugung, zwei Drittel davon stammen aus Windrädern, die vorwiegend im Osten Österreichs angesiedelt sind.

Erzeugung

Die oben genannten Zahlen lassen vermuten, dass Österreich nur 1.589 GWh zur Selbstversorgung mit Strom fehlen würden. Bei dieser Rechnung muss allerdings berücksichtigt werden, dass zusätzlich noch Strom für die Pumpspeicherkraftwerke – die rasch Ausgleichsenergie liefern können – benötigt wird (Inlandsstromverbrauch inkl. Pumpspeicherung 71.907,7 GWh) und dass nicht jede erzeugte Kilowattstunde auch tatsächlich in Österreich verbraucht wird. Vielmehr ist es so, dass jede Kilowattstunde genau dann verbraucht werden muss, wenn sie erzeugt wird. Und z.B. in der Nacht wird viel mehr Strom in Österreich produziert, als benötigt wird. Dann kann Strom ins Ausland exportiert werden. Zu Spitzenzeiten muss hingegen viel Strom importiert werden.

Inklusive aller physikalischen Stromimporte betrug damit die gesamte so genannte Aufbringung elektrischer Energie in der Alpenrepublik im Vorjahr 86.841,1 GWh, ein Plus von 0,3 Prozent gegenüber 2007. Importiert wurden insgesamt 19.795,5 GWh, knapp zwei Drittel (64,4 Prozent) davon aus Deutschland, 27 Prozent aus Tschechien, 4,4 Prozent aus Slowenien, 3,6 Prozent aus Ungarn, 0,5 Prozent aus der Schweiz.

Import-Überhang

Dem gegenüber standen Stromexporte von 14.933,3 GWh. Hauptabnehmer österreichischen Stroms war die Schweiz mit 49,9 Prozent der heimischen Exporte (7.447,4 GWh), auf den Plätzen folgten Deutschland mit 25,5 Prozent (3.804,4 GWh) und Italien mit 9,1 Prozent (1.360,1 GWh).

Der so genannte "physikalische Austauschsaldo" des Jahres 2008 ergibt somit einen Überhang der Importe um 4.862,2 GWh. Dieser Saldo konnte gegenüber 2007 um rund 1.200 GWh verkürzt werden – die Importe sanken um 9,1 Prozent, die Exporte um 5,3 Prozent. Tatsache aber ist, dass Österreich für seinen Jahresbedarf 2008 mehr als sieben Prozent seines Stroms importieren musste.

Vor wenigen Jahren war das noch anders: Bis 2001 war Österreich ein Netto-Stromexporteur, im Land wurde also mehr Strom erzeugt als verbraucht. Seitdem stieg der Verbrauch jedoch jährlich zwischen zwei und drei Prozent an, während der Ausbau der heimischen Erzeugung aufgrund schleppender Genehmigungsverfahren und unsicherer rechtlicher Rahmenbedingungen nur schwer umgesetzt werden konnte.

Versorgungslücke schließen…

Die österreichische E-Wirtschaft ist bestrebt, die Unterversorgung nicht durch steigende Importe, sondern durch Investitionen in heimische Erzeugungskapazitäten, vordringlich durch die Nutzung der Wasserkraft, zu schließen. Das macht nicht nur wirtschaftlich Sinn, sondern nutzt auch der Umwelt. Denn nur bei Strom aus heimischen Kraftwerken ist sichergestellt, dass er in höchstem Maße effizient und umweltschonend produziert wird. In Anbetracht von Zeitspannen von fünf bis über zehn Jahren, die es dauert, bis eine Kraftwerksanlage in Österreich ans Netz gehen kann, besteht bereits heute akuter Handlungsbedarf.

Durch heimische Erzeugung

Versorgungssicherheit und Klimaschutz lassen sich nur mit einem forcierten Ausbau der Wasserkraft unter einen Hut bringen. Dementsprechend plant die österreichische E-Wirtschaft die heimische Erzeugung aus Wasserkraft um insgesamt sieben Terawattstunden (TWh) bis 2020 zu erhöhen. Rund 1,5 TWh davon können schon durch die Optimierung von bestehenden Anlagen erreicht werden. Aber auch andere erneuerbare Energien, wie Windkraft oder Biomasse, sollen weiter gestärkt werden. Hier sind aber – im Gegensatz zur Wasserkraft – Förderungen unumgänglich, denn die so genannten „neuen Erneuerbaren“ können heute Strom noch nicht zu Marktpreisen produzieren. Und an thermischen Kraftwerken führt auch mittelfristig kein Weg vorbei: Sie liefern Basisstrom und werden, gemeinsam mit Pumpspeicheranlagen, gebraucht, um Erzeugungsschwankungen – etwa von Windkraftanlagen – auszugleichen.

Nicht zu unterschätzen sind ebenso die positiven volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Investitionen der E-Wirtschaft: Wenn man den notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur dazu zählt, sind bis 2020 Investitionen in der Höhe von 15 Milliarden Euro veranschlagt. Damit könnten rund 95.000 Arbeitsplätze gesichert werden.