Bad Tatzmannsdorf - Paul Scharner dient als Paradebeispiel für den Umbruch im österreichischen Fußball-Nationalteam. Bei der EURO 2008 war der Wigan-Legionär noch unerwünscht, nun fungiert der Niederösterreicher als Team-Kapitän, während die einstigen ÖFB-Führungsfiguren Andreas Ivanschitz und Martin Stranzl in den derzeitigen Plänen von Nationaltrainer Dietmar Constantini keine Rolle spielen.

Der 29-Jährige sprach unter anderem über die beiden prominenten Nationalmannschafts-Abwesenden, das bevorstehende Testspiel gegen Spanien und seine Situation bei Wigan.

Wie läuft es bei Ihnen momentan auf Clubebene?
Scharner: "Nach dem Frankreich-Match hatte ich Probleme mit der Achillessehne, danach ein paar Muskelverhärtungen, außerdem habe ich gegen Burnley das erste Cut meiner Karriere erlitten. Aber zuletzt gegen Fulham war ich erstmals wieder voll fit, habe das Tor aufgelegt und wieder im Mittelfeld durchgespielt. Es schaut so aus, als ob wir mit dem Abstieg nichts zu tun hätten, doch unser Trainer ist ehrgeizig. Er will in die erste Tabellenhälfte."

Und was wollen Sie im Testspiel gegen Spanien erreichen?
Scharner: "Dieses Spiel steht unter einem ähnlichen Stern wie das Frankreich-Match. Die Spanier sind momentan auf Nationalteam-Ebene die absolute Top-Mannschaft, da kann man viel lernen und nur gewinnen."

Aller Voraussicht nach werden die Spanier gegen Österreich nur mit der zweiten Garnitur antreten. Steigen dadurch die Chancen auf einen österreichischen Überraschungserfolg?
Scharner:
"Ob sie wirklich mit der zweiten Mannschaft kommen oder nicht ist zum jetzigen Zeitpunkt alles Spekulation. Außerdem haben die Spanier generell ein so hohes Niveau, dass es praktisch keinen Unterschied macht, wer spielt."

Böse Zungen behaupten, dass auch Österreich nur mit einer verstärkten B-Mannschaft aufkreuzt. Wie sehen Sie die Diskussionen um den aktuellen Kader?
Scharner: "Ich glaube, der Teamchef hat schon recht. Er entscheidet und steht dafür gerade. Von ihm aus spielen die Besten."

"Haben Sie Verständnis für den Ärger von Andreas Ivanschitz und Martin Stranzl, nicht berücksichtigt worden zu sein?
Scharner: "Im Endeffekt geht es dabei um Befindlichkeiten zwischen den Spielern und dem Teamchef. Ich habe, was Team-Einberufungen betrifft, auch schon einiges mitgemacht."

Würden Sie eine Rückkehr von Ivanschitz und Stranzl begrüßen?
Scharner: "Ich will es allgemein formulieren: Jeder gute Fußballer würde dem österreichischen Nationalteam helfen. Dass die Beiden internationale Erfahrung haben, steht außer Frage."

Ivanschitz und Stranzl gelten als Spieler, die entschieden ihre Meinung vertreten. Sind solche Kicker im Team nicht erwünscht?
Scharner: "Die Jungen im Kader haben kein Problem damit, ihre Meinung kundzutun. Die Kommunikation passt, und ich glaube nicht, dass die Kaderzusammenstellung darauf ausgerichtet ist, dass keiner etwas sagt." (APA)