Linz - Ein Teil des im Linzer Stifterhaus aufbewahrten Nachlasses des Mundartdichters und Verfassers des Textes der Oberösterreichischen Landeshymne Franz Stelzhamer (1802-1874) soll restituiert werden, hat laut dem "Neuen Volksblatt" eine hausinterne Prüfung ergeben. Ungewöhnlicher Nebenaspekt: Das Stifterhaus prüft derzeit auch, ob der Verfasser der oberösterreichischen Landeshymne selbst Antisemit war. Laut der Zeitungsmeldung liegen fünf von insgesamt neun in Auftrag gegebenen Gutachten dazu bereits vor. Die gesammelten Ergebnisse sollen im Mai oder Juni 2010 präsentiert werden.

Laut Artikel handelt es sich um zwei bis drei Schachteln mit literarischen, politischen und privaten Texten, die nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 arisiert worden waren: "Sie stammen aus einem Zwangsverkauf an die spätere Landesbibliothek, zu dem die NS-Machthaber den Wiener Mediziner Arthur Töpfer und seinen Bruder, den Linzer Antiquitätenhändler Ernst Töpfer, nötigten", erklärte Stifterhaus-Chefin Petra Maria Dallinger. Die ursprünglichen Besitzer hätten die Texte "unfreiwillig und gegen einen viel zu geringen Preis" abgeben müssen. Teile der jüdischen Familie Töpfer seien im Holocaust umgekommen, andere in die USA bzw. nach Israel emigriert, so Dallinger." Mit den Erben sei bereits über eine Restitution gesprochen worden. Sie hoffe aber, die Nachlassteile zurückkaufen zu können. Vorrangig sei nun eine schnelle Rückgabe der Manuskripte, "denn die Erbberechtigten sind heute fast alle schon zwischen 80 und 90 Jahre alt."

Bezüglich des Autors tauchen immer wieder Vorwürfe auf, Stelzhamer sei selbst Antisemit gewesen. Zuletzt verlangte die KPÖ sogar eine Änderung des von ihm verfassten Textes zur Landeshymne. Die Judenfeindlichkeit des Dichters sei aber "kein singuläres Phänomen", meint Dallinger. Dieses Phänomen sei im Linz des 19. Jahrhunderts erschreckend verbreitet gewesen. "Bei Stelzhamer war es offenbar kein klerikaler Antisemitismus allein, sondern auch ein intellektueller, bedingt durch die Angst vor den veränderten Bedingungen und das Konkurrenzverhältnis mit jüdischen Schriftstellern nach der Revolution von 1848". Diese Aspekte derzeit im Stifterhaus wissenschaftlich geprüft. (APA)