Die Zahl der zahlungsunfähigen Schuldner wird in Osteuropa 2010 weiter steigen. Der Zuwachs könnte zum Teil dramatisch ausfallen. Die Schuldnerkrise trifft auch die Banken hart, sagt die UniCredit in einer Studie. 

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Wien - Mit der Krise kam die Schuldenfalle: Weniger Einkommen oder gar der Verlust des Arbeitsplatzes brachten in Osteuropa bereits hunderttausende Menschen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. In der Ukraine kann bereits jetzt jeder Dritte Schuldner seinen Kredit nicht bedienen. In Kasachstan sind 26 Prozent der Kredite faul, in Russland 16 Prozent. Dabei steht der Höhepunkt der Schuldenkrise in weiten Teilen der Region noch bevor. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag vorgestellte Studie der Bank-Austria-Mutter UniCredit. 2010 wird die Zahl der faulen Kredite weiter steigen. In Kasachstan etwa könnten im kommenden Jahr sogar rund 40 Prozent der Schuldner zahlungsunfähig werden.

Wegen der hohen Ausfallrate steigen die Kosten für die Banken beträchtlich an. In der Ukraine und in Kasachstan müssen die Finanzinstitute laut Federico Ghizzoni, dem Osteuropa-Chef der Bank Austria, nicht nur heuer, sondern auch 2010 mit Verlusten rechnen. In den baltischen Staaten erwartet die UniCredit schwarze Zahlen am Finanzsektor gar erst ab 2012.

Trotz all der Probleme sehen die Analysten der UniCredit Wachstumschancen in der Region, was laut Debora Revoltella, der für die Region zuständigen Chefanalystin, weitere Konkurrenten in die Region locken dürften. Vor allem russische Banken wie die Sberbank und Geldinstitute aus Spanien könnten sich in der Region einkaufen, sagt Revoltella im Standard-Gespräch.

Denn die Krise habe zu einer Neustrukturierung in Teilen des Bankensektors geführt, die noch nicht vorbei ist. Offen sei etwa, was mit de facto verstaatlichten Banken in der Ukraine, Russland, Lettland und Kasachstan geschehen soll.

Die Aussichten für die Volkswirtschaften in der Region beurteilt die UniCredit unterschiedlich. Slowakei, Polen und Slowenien sollen 2010 ein Wirtschaftswachstum verzeichnen, prognostizieren die Analysten. Im Baltikum, aber auch in Bosnien, Bulgarien und Ungarn droht dagegen ein weiterer Rückgang des Bruttoinlandsproduktes. Größte Gefahr für einen möglichen Aufschwung ist laut Revoltella, dass die staatlichen Hilfspakete zu früh zurückgenommen werden. Die bisherige Stabilisierung in Zentral- und Osteuropa fuße nämlich primär auf den weltweit aufgelegten Hilfspaketen. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.11.2009)