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Den 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft nahmen Iraner und Iranerinnen zum Anlass für Proteste - nicht gegen die USA, sondern gegen ihre Regierung.

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Zivilpolizisten im Einsatz

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Ayatollah Khomeini-Plakat auf der offiziellen Kundgebung zum 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft.

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Teheran - Das iranische Regime hatte an Sicherheitskräften aufgeboten, was es nur konnte: Auf 40.000 wird von Beobachtern die Zahl der Bewaffneten geschätzt, die sich am 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran auf den Straßen aufhielten. Aber die Demonstranten - die den Tag der traditionellen antiamerikanischen Proteste für ihre eigenen Zwecke benützten - waren gut organisiert. Völlig unvermittelt tauchten sie in Gruppen von ein paar hundert Leuten auf, etwa auf der Mitte einer Kreuzung, und zogen ihre grünen Bänder - grün ist die Farbe des Protests gegen das Regime - hervor, berichtet ein Augenzeuge aus Teheran dem STANDARD.

Er berichtet auch von Akten der Solidarität von Unbeteiligten den Demonstranten und Demonstrantinnen gegenüber: So hätten Bewohner ihre Häuser geöffnet, um den Oppositionellen die Flucht vor den Sicherheitskräften zu ermöglichen. Auch die Autofahrer hätten willig mitgetan, den Anhängern der "Grünen Bewegung" auf den Straßen Platz für ihre Kundgebungen zu geben.
Die Sicherheitskräfte gingen mit Schlagstöcken und Tränengas auf die Demonstranten los, um sie auseinanderzutreiben, waren aber eher erpicht, große Zusammenstöße zu vermeiden. Es gab aber auch Berichte über Schüsse auf dem Haft-e-Tir-Platz. Sicher ist, dass es Verletzte gegeben hat. Laut Schätzungen wurden mindestens 2000 Menschen verhaftet.

Quelle: Youtube

Seit Dienstag wird in Teheran ab Punkt zehn Uhr abends auch wieder "Allahu Akbar" von den Dächern gerufen. Das war zuletzt eingeschlafen - wie überhaupt Beobachter von der Wucht der Demonstrationen am Mittwoch eher überrascht waren. Proteste soll es auch in anderen Städten des Iran, etwa in Shiraz, gegeben haben.

Die Opposition hatte trotz der Warnungen zu den Protesten aufgerufen, der Präsidentschaftskandidat und frühere Parlamentspräsident Mehdi Karrubi nahm selbst daran teil. Gegen die Oppositionsproteste fielen die vom Regime organisierten antiamerikanischen Demonstrationen ab. Selbst das staatliche iranische Fernsehen tat sich schwer, die Rufe "Tod dem Diktator", die anstelle des gewünschten "Tod Amerika" zu hören waren, aus seinen Berichten herauszufiltern.

Auf den Regimeveranstaltungen zum 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft - wobei 1979 52 Amerikaner 444 Tage lang festgehalten wurden - wurden die Oppositionellen von den Sprechern scharf angegriffen. Sie würden nur den Feinden des Iran dienen. US-Präsident Obama appellierte in Washington an die Führung in Teheran, dem iranischen Volk eine bessere Zukunft zu bieten. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 5.11.2009)