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Aufnahme der Mondoberfläche 15 Sekunden nach dem Einschlag der Sonde - zu diesem Zeitpunkt hat die dadurch ausgelöste Staubwolke einen Durchmesser von sechs bis acht Kilometern.

Foto: AP Photo/NASA

Cape Canaveral - Vor ziemlich genau drei Wochen fand am Mond ein ziemlich teures Experiment statt: Die Nasa ließ in einem Doppelschlag zwei Sonden in einen Krater in der Südpolregion des Erdtrabanten einschlagen. Man hoffte auf eine bis zu zehn Kilometer hohe Explosionswolke, in der sich Spuren von womöglich mitaufgewirbeltem Wasser finden lassen würden. Die sollten von der zweiten Sonde namens LCROSS entdeckt werden.

So saßen also Hunderte Astronomen und astronomiebegeisterte Menschen zum genau eingehaltenen Einschlagsdatum vor Teleskopen oder ihren Computern, um die Live-Übertragung zu beobachten. Die Sonde schlug zwar ein. Bloß: Man sah genau nichts. Selbst die großen Hochleistungsteleskope auf der Erde und dementsprechend auch die vielen Amateur-Teleskope nahmen kaum ein bisschen Explosionswolke wahr, wenn überhaupt.

Offenbar war der Einschlag nicht so hart, wie man sich das dachte. Womöglich hat der Kraterboden selber den Einschlag ziemlich stark abgefedert - was immerhin Rückschlüsse auf die Art des Bodens erlauben würde, wie die Planetologin Ludmila Carone von der Universität zu Köln vermutet. Astronomen vom McDonald Observatorium wollen immerhin Natrium gesehen haben, das ausdampfte.

Etwas überraschend kamen dann allerdings die Nachrichten von der Nasa, die von einem "durchschlagenden Erfolg" sprach. Einige Nasa-Experten waren sogar "umgehauen von den Daten, die zurückkamen" - so "aufregende Bilder" habe die Explosion geliefert. Die kamen allenthalben von der LCROSS-Sonde selbst, die mit vierminütigem Abstand in den Krater abtauchte. Aber angesichts der auf der Nasa-Homepage veröffentlichen Bilder fragen sich Nicht-Nasa-Astronomen bereits seit Tagen, was daran gar so aufregend sein soll.

"Bislang wurde den Leuten da draußen nur winzige Punkte und ein weißer verschmierter unscharfer Fleck geboten. Da wirken diese Jubelarien unfreiwillig komisch" , meint etwa Carone. "Wenn man nicht wüsste, dass der Einschlag genau dort erfolgte, käme man nicht im Traum auf die Idee, das für eine Einschlagwolke zu halten." Und der Fleck konnte auch erst nach einer Woche mit spezieller Bildverarbeitung sichtbar gemacht werden.

Immerhin zeigte sich im UV-Bereich der Explosionsblitz als steiler Anstieg in der Strahldichte. Wasser oder nicht Wasser bleibt also die Frage - wahrscheinlich bis zum 17. November. Da findet das Jahrestreffen der Lunar Exploration Analysis Group statt, die wohl etwas mehr wissen wird. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 31. 10./1. 11. 2009)