In der Mitte des halbanonymen Urnenhains befindet sich eine Gedenkstätte zur Verabschiedung. Hier sind auch die Plaketten mit den Namen der Verstorbenen angebracht.

Foto: Markus Peherstorfer)

Auf diesem Gelände des Salzburger Kommunalfriedhofs sollen schon bald bis zu 1000 verrottbare Urnen beigesetzt werden.

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Salzburg - Während das kommende Wochenende ganz traditionell im Zeichen des Totengedenkens steht, greifen auch bei den letzten Dingen neue Trends um sich. Immer mehr Hinterbliebene wägen die Kosten der verschiedenen Bestattungsvarianten genau ab, sagen Experten - das führt zu neuen Formen des Trauerns.

Individuelle „Urnensäulen"

Etwa zur so genannten „Urnensäule". Erfunden hat sie der 38-jährige Salzburger Innenarchitekt und Landschaftsplaner Stefan Leeder, mittlerweile hat er ein Patent auf seine Idee und ist Geschäftsführer der Firma „Grabkult". Die Urnensäulen bestehen aus zwei bis vier übereinander gestapelten Granitbehältern, die jeweils Platz für eine Urne bieten. Die Säulen sind mit quadratischem oder kreisrundem Grundriss erhältlich und können je nach Bedarf aufgestockt sowie mit Inschriften, Kerzen- und Vasenhaltern gestaltet werden.

Ab 600 Euro pro Segment

Das sei eine Marktlücke, sagt Leeder: Während der Preis für ein Urnengrab „nicht unter 2000 Euro zu drücken" sei, sei ein Segment für eine Urnensäule in der Basisausstattung schon um 600 Euro zu haben. Gleichzeitig sei diese Bestattungsform aber auch individueller und biete mehr gestalterische Möglichkeiten als die üblichen Nischenwände. „Mittlerweile sind die Angehörigen so weit aufgeklärt, dass sie Kostenvergleiche anstellen", sagt Leeder. Darin sieht er seine Chance.

Interessant ist Leeders Konzept vor allem auch für die Friedhofserhalter - meist Gemeinden oder Pfarren -, die sich dadurch die hohen Anschaffungskosten für Urnennischenwände, so genannte Kolumbarien, ersparen können. Überdies bleiben unattraktive Nischenwände oft dann auch leer. Mit den Säulen als Grabdenkmälern werde das traditionelle Erscheinungsbild von Friedhöfen beibehalten. Auch eine weitere Tradition bleibt aufrecht: jene des Hinablassens der Urne zur Bestattung. „Die Bestatter legen großen Wert darauf", erzählt der Erfinder.

"Mit der Säule im Kofferraum" unterwegs

„Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich nicht eine Gemeinde bei mir meldet", sagt Leeder. Regelmäßig sei er „mit der Säule im Kofferraum" quer durch Österreich und Deutschland unterwegs. Die Marktgemeinde Wagrain etwa habe bereits 50 Säulen bestellt, auch der Salzburger Kommunalfriedhof bietet ab Frühjahr die Urnenbestattung in Familiensäulen an.

Immer weniger Erdbestattungen

Mittlerweile lassen sich in großen Städten über zwei Drittel der Verstorbenen verbrennen - die Friedhofsverwaltungen haben das Problem, dass in historischen Erdgräberanlagen durch Auflassungen unschöne Lücken entstehen. In Salzburg bekämpft man das mittlerweile sogar mit „Sonderangeboten" für Erdgräber, sagt Wolfgang Saiko, der Chef des städtischen Gartenamts, dem auch die Friedhöfe unterstellt sind. Im Jahr 2008 wurden auf den fünf städtischen Friedhöfen der Landeshauptstadt nur mehr 418 Erdbestattungen, dafür aber 959 Urnenbeisetzungen durchgeführt. Mit ein Grund neben den Kosten: Immer weniger Menschen wollen sich die Mühe der Grabpflege antun.

Halbanonyme Baumhainbestattung

Ab Allerheiligen steht am Salzburger Kommunalfriedhof ein 700 Quadratmeter großer Eichen- und Birkenhain für eine halbanonyme Bestattung zur Verfügung. Die Asche der Verstorbenen wird dabei in einer Urne aus biologisch abbaubaren, gepressten Zellstofffasern zwischen den Wurzeln der Bäume vergraben. Eine Tafel mit Metallplaketten erinnert an die Namen der im Hain Beigesetzten.

Neben dem Gedanken, eines Tages Teil eines mächtigen Baumes zu werden, steckt auch ein praktischer Grund hinter dieser neuen Bestattungsform (die es in Wien im Übrigen bereits länger gibt): Mit 490 Euro sind die Kosten geringer als bei anderen Varianten. In den Baumhain passen etwa 1000 Urnen, die sich jeweils nach zwei bis drei Monaten im Erdreich auflösen. Eine voll anonyme Urnenbestattung nach dem gleichen Muster ist am Salzburger Kommunalfriedhof schon länger möglich. Auf der entsprechenden Fläche werden etwa 100 bis 150 Urnen jährlich beigesetzt. (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 29.10.2009)