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Russland visiert den Mars mit einem atomgetriebenen Raumschiff an.

Foto: APA/ESA/ESOC

Moskau - Die Amerikaner wollen zurück zum Mond, die Russen nehmen den Mars ins Visier: Ihr Projekt für den Bau eines atomgetriebenen Raumschiffs soll bemannte Flüge tief ins All ermöglichen, zum Mars und anderen Planeten. Die rein technische Seite stellte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Anatoli Perminow, bereits am Mittwoch vor. Konkrete Ziele nannte er da noch nicht. Am Donnerstag schob er sie dann auf der Webseite seiner Behörde nach.

Bereits 2012 könnte das erste Design des neuen Raumschiffs fertig sein, erklärte Perminow. Dann werde es weitere neun Jahre dauern und 17 Milliarden Rubel (400 Millionen Euro) brauchen, das Raumschiff zu bauen.

Unterstützung

Das Vorhaben hat die Unterstützung von Präsident Dmitri Medwedew, der die Regierung am Mittwoch aufforderte, dessen Finanzierung sicherzustellen. Perminow sagte zu den Zielen in seiner Web-Erklärung: "Das Projekt soll großangelegte Erkundungsprogramme im All umsetzen, darunter eine bemannte Mission zum Mars, interplanetare Reisen sowie Aufbau und Betrieb von Außenstellen auf Planeten."

Wettrennen?

Perminows Konkretisierungen kamen einen Tag nach dem erfolgreichen Test einer NASA-Mondrakete, die den USA eine bemannte Rückkehr zum Mond ermöglichen soll. Das sieht fast nach einem neuen Wettlauf im All aus. Experten weisen aber auch darauf hin, dass beide Seiten in den vergangenen Jahren wenig für die Entwicklung von Raumschiffen getan haben.

So wird im kommenden Jahr das US-Shuttle-Programm eingestellt, ohne dass eine neue Baureihe für Flüge etwa zur Internationalen Weltraumstation (ISS) zur Verfügung steht. Die NASA ist dann für die Beförderung von Astronauten ganz auf die russischen Sojus-Raketen und -Kapseln angewiesen - einer seit 40 Jahren bewährten, aber auch kaum veränderten Technologie.

Einschätzung

Amerikanische wie russische Experten sehen in einem atomgetriebenen Raumschiff die richtige Wahl für bemannte Flüge tief ins All. Ein leitender NASA-Ingenieur für die Entwicklung von atomgesteuerten Antrieben für Raumschiffe, Stanley Borowski, sagte, die Nukleartechnologie biete für Flüge etwa zum Mars viele Vorteile. So hätten atomgetriebene Raketen die doppelte Reichweite konventioneller Antriebe.

Russland hat bereits Erfahrungen mit atomgetriebenen Satelliten im All. Die Militärsatelliten der Sowjetunion produzierten allerdings nur wenige Kilowatt Strom und hatten eine Lebensdauer von gut einem Jahr. Das neue russische Vorzeigeprojekt im All sieht einen Atomreaktor mit einer Leistung im Megawattbereich vor.

Ein Moskauer Experte des russischen Raumfahrtprogramms, Igor Lissow, erklärte: "Das wird ziemlich effizient sein für einen Flug zum Mars." Seit den 60er Jahren forschten russische Ingenieure an Atomantrieben für Weltraummissionen. Diese Erfahrung werde nützlich sein: "Es wird ein beträchtlich stärkerer Atomreaktor benötigt, aber die Aufgabe ist ziemlich realistisch", sagte Lissow. (APA/AP)