Wien - Kopfschütteln verursacht die von Staatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) aufgestellte Rechnung über die ÖBB-Infrastruktur-Betrieb-AG als Arbeitnehmerparadies mit sagenhaften Gehaltserhöhungen von 1800 Euro pro Jahr. Widerspruch kommt freilich nicht von der Personalvertretung, sondern vom Management der für Betrieb und Erhaltung des Schienennetzes zuständigen ÖBB-Betrieb.

"Statistik verleitet bei oberflächlicher Betrachtung sehr oft zur Fehlinterpretation", stellt ÖBB-Betrieb-Vorstandsdirektor Arnold Schiefer klar, 1800 Euro Gehaltserhöhung pro Mitarbeiter sei bei dem überwiegend aus Steuergeldern finanzierten ÖBB-Betrieb weder machbar noch üblich. Im Gegenteil, mit der ÖBB-Reform 2004 veränderte sich die Personalstruktur nachhaltig, Mitarbeiter mit niedrigen Einkommen (rund 40.000 Euro pro Jahr) wurden in großem Stil ausgelagert: 3500 Bahnbau-Mitarbeiter (an die ÖBB-Infra-Bau), rund 500 Reinigungskräfte (in die "Mungos Sicher und Sauber GmbH" als Tochter der Betrieb-AG) und rund 650 Lehrlinge (an die ÖBB-DienstleistungsgmbH, Durchschnittseinkommen: 20.000 Euro).

Diese Ausgliederungen und die für den Mitarbeiterabbau vorgesehenen Rückstellungen (§36 Bundesbahnstrukturgesetz) drückten den Aufwand, rechnet Schiefer vor. Der durchschnittliche Personalaufwand pro Mitarbeiter und Jahr sei deshalb seit 2005 auf rund 55.500 Euro gestiegen und nicht, wie von Lopatka errechnet, von 44.500 Euro auf 58.000 Euro. Zudem fehlten darin die "Mungos".

Laut Schiefer hat die Betrieb-AG ihren Personalstand netto nicht halbiert, sondern nur um 4404 Personen oder 29 Prozent verringert - übrigens im gleichen Ausmaß wie den von Lopatka errechneten Personalaufwand. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.10.2009)