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Glockengießerei Grassmayr: Transidee-Kunde.

Foto: APA

Normalerweise tritt man nicht an die Öffentlichkeit. Betriebe, die Patente zusammen mit Experten der Universität Innsbruck entwickeln, wollten keine Öffentlichkeit, erklärt Transidee-Geschäftsführerin Sara Matt-Leubner die Geheimhaltungsklausel. Ein bisschen Öffentlichkeit sei aber auch nicht schlecht, denn "auch andere sollen uns gut finden, nicht nur wir uns."

Gerade für die Wirtschaft, für Unternehmen, sei die Entwicklung eines innovativen Projektes oft "abstrakt", meint Matt-Leubner. Die Physikerin weiß, wovon sie spricht: Sie leitete das 2002 gegründete Trans IT, spezialisiert auf den Wissenstransfer im Bereich der Informationstechnologie. Nun wurde das Zentrum umbenannt.

Transidee will den Wissenstransfer in allen Disziplinen: Projektplanungen, die Akquirierung von Fördergeldern, das Finden von Know-how - gerade Klein- und Mittelbetriebe (KMU) hätten meist weder eine Forschungsabteilung noch die passenden Experten. Und dazu oft eine "Hemmschwelle", den "Elfenbeinturm Wissenschaft" zu betreten und Uni-Experten für sich denken zu lassen.

"Getraut hat sich die Glockengießerei Grassmayr", sagt Matt-Leubner: "Glockengießen ist eine Kunst. Man baut eine Glocke und schaut, wie sie klingt. Und dann baut man die nächste Glocke." So funktioniert es offenbar schon recht lange, denn Glocken werden im Familienbetrieb schon seit 1599 gegossen. Bei großen Kirchenglocken funktioniert diese Tradition bestens. "Anders bei Glockenspielen", erzählt Matt-Leubner: "Das Zusammenspiel vieler kleiner Glocken ist kompliziert - wenn es gut klingen soll."

Das funktionierende Zusammenspiel der kleinen Glockenspiel-Glocken wurde erst in einer Machbarkeitsstudie am Papier erstellt: Welches Programm die Glocken am schönsten klingen lässt, errechneten Wissenschafter der Universität Innsbrucker. Bauingenieure rechneten sich durch diverse Programme und fanden das "ideal". Im Frühjahr wurde das erste massentaugliche Glockenspiel in einem Shoppingcenter verkauft, zu einem erschwinglichen Preis, erzählt Transidee-Chefin Matt-Leubner die ideale Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.

Servicestelle

Transidee soll die Schnittstelle für die wechselseitigen Bedürfnisse von Wissenschaft und Wirtschaft sein, eine "Servicestelle" für "beide Seiten", wichtig für die erfolgreiche Umsetzung innovativer Projekte, schwärmt Matt-Leubner. Ziel von Transidee seien nicht Einzelprojekte, sondern Partnerschaften: "Gibt es Nachfolgeprojekte eines Partners, dann ist das Projekt gut gelaufen."

Das Innsbrucker Transidee-Zentrum wartet nicht auf Vorschläge aus der Wirtschaft. "Wir suchen den Kontakt mit Forschern und Wirtschaftspartnern und geben Impulse", meint die Geschäftsführerin: "Wir sind die Dolmetscher zwischen den Welten."

Und "übersetzt" werden müsse oft zwischen diesen beide "Welten": Forscher hätten idealerweise drei Jahre Zeit für ein Projekt, die Wirtschaft wolle in spätestens drei bis sechs Monaten ein Ergebnis.

Die Kapazitäten von Transidee hat auch die Firma Lang-Bau genutzt: "Erfunden" wurde von Wissenschaft und Wirtschaft eine neue Holzverbund-Fertigdecke. Eine Förderung für die Innovation wurde von der Froschungsförderungsgesellschaft (FFG) genehmigt, auch ein "Best Practice"-Preis könnte winken.

Auch der Ski-Stahlkanten-Hersteller Deutsch nahm die Experten von Transidee ins Team: Ein Headquarter-Projekt soll auf die Beine gestellt werden. Der Projektantrag war in sechs bis acht Monaten entwickelt. Jetzt warten Fördergelder in der Höhe von rund drei Millionen Euro. (Verena Langegger/DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2009)