Wien - "Intern war die Bande sehr straff organisiert", sagt Robert Stotz vom Landeskriminalamt Wien. Über ein Jahr lang haben er und seine Kollegen gearbeitet, um eine mehr als 70 Mitglieder starke kriminelle Gruppe zu zerschlagen. "Jeder hatte dort einen klaren Aufgabenbereich - das Organisieren der Prostituierten, den Drogenhandel, die Einbrüche."

Dabei war die Polizei eher zufällig über die Organisation gestolpert. "Wir hatten von einem Informanten den Hinweis bekommen, dass eine polnische Gruppe Frauen aus der Ukraine und Polen zur Prostitution nach Österreich bringt", schildert Stotz. Die Frauen wurden über Internetforen als Kellnerinnen angeworben und kamen statt dessen in mehrere Bordelle in Wien.

"Dann haben wir aber im Zuge von Telefonüberwachungen erkannt, dass die Täter noch in andere Delikte verwickelt sind." Die umfassen ein recht breites Spektrum aus dem Strafgesetzbuch: Einbruch, Suchtgifthandel, Urkundenfälschung und sogar Schutzgelderpressung - einige Mitglieder der Bande sollen von der Besitzerin eines Lebensmittelgeschäftes in Wien-Ottakring 1000 Euro verlangt haben, andernfalls würde ihr Geschäft verwüstet. Der Lebensgefährte der Frau wurde von den Tätern spitalsreif geschlagen, als er sich weigerte.

Insgesamt wurden mittlerweile 15 Menschen festgenommen, weitere 64 Verdächtige wurden angezeigt. Als Haupttäter gilt ein 33-jähriger Pole, der sich allerdings mittlerweile in seine Heimat abgesetzt haben dürfte. Der Mann soll innerhalb eines Jahres auch Versicherungen um über 130.000 Euro geprellt haben, indem er mit zwei Angestellten der Assekuranzen Autounfälle fingierte. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 28.10.2009)