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Tüftler James Dyson mit einer seiner Erfindungen: einem Gebläse ohne Ventilatorblätter. Dyson widmet sich nicht mehr nur technischen, sondern auch wirtschaftlichen Problemen - für die Tories.

Foto: AP/Clive Gee

London - Der Tüftler James Dyson ist happy. Dieses Jahr hat der Staubsauger-König bereits zwei neue Produkte auf den Markt gebracht. Ein digitaler Elektromotor treibt seit Sommer die jüngste Generation der Handsauger sowie den preisgekrönten Händetrockner Airblade mit 88.000 Umdrehungen pro Minute an. Dieser Tage wirbt der 62-Jährige für seinen brandneuen Ventilator Air Multiplier.

Der Bürger James Dyson ärgert sich: "Tüftler und Ingenieure gelten zu wenig auf der Insel", sagt der Mann, der die Anrede Sir James bescheiden abwehrt. Gesellschaft und Medien würden langfristige Investitionen zu wenig anerkennen, seien viel zu fixiert auf Einzelhandel und Finanzindustrie. Napoleons Diktum, bei den Engländern handle es sich um "eine Nation von Händlern", wandelt der Unternehmer giftig ab: "Wir sind eine Nation von Shopaholics."

In der Krise drehe sich viel zu viel um London, das wichtigste Finanzzentrum der Welt. "Statt neue Produkte zur Geldvermehrung zu erfinden, sollten die Banken der Realwirtschaft Geld zur Verfügung stellen", sagt der Erfinder des beutellosen Staubsaugers. "Wir brauchen dringend Wissenschafter und Ingenieure, die neue Technik für den Klimaschutz entwickeln. Wir könnten Riesensprünge allein dadurch machen, dass wir unseren Stromverbrauch reduzieren."

Jahrelang hat er sich geärgert über die Labour-Regierung, die öffentliche Verwaltung, die Medien des Landes. Jetzt hofft der quirlige Unternehmer auf die Oppositionspartei, die im kommenden Jahr die Regierung übernehmen dürfte. Beim Parteitag der Konservativen zu Monatsbeginn plädierte Dyson auf dem Podium für eine bessere Technikausbildung. Oppositionsführer David Cameron hat ihn zum Leiter einer entsprechenden Taskforce gemacht, die kommende Woche die Arbeit aufnehmen soll.

Dyson weiß schon, was er propagieren will: Statt Finanz-Ingenieure aus Übersee in London Millionen scheffeln zu lassen, solle die zukünftige Tory-Administration vielversprechenden Wissenschaftern und Ingenieuren den Weg auf die Insel ebnen und Steuererleichterungen für investitionswillige Unternehmer beschließen. "Unsere Risikokapitalanleger stecken gerade einmal vier Prozent in neue Technologien. In Amerika liegt die Quote bei 25 Prozent." Das will der Unternehmer ändern.

Mal sehen, ob sich die Politiker vom Enthusiasmus des "Unpolitischen" anstecken lassen oder nur vor der Hartnäckigkeit des Mannes kapitulieren, dessen Reichtum die Sunday Times auf 615 Millionen Euro schätzt. James Dyson war, so schildert der Erfinder in seiner Autobiografie, schon als Kind ein Eigenbrötler - einer mit Ausdauer, der es der Welt beweisen muss. (Sebastian Borger/DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2009)