Bild nicht mehr verfügbar.

Nach Abzug der Schulden hatten die österreichischen Haushalte im ersten Halbjahr 2009 damit ein Nettogeldvermögen von 285 Milliarden Euro, errechnete die OeNB.

Foto: APA/EPA/Kegler

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Die Sparquote in der Alpenrepublik steigt weiter an. Heuer dürften die zwölf Prozent aus dem Vorjahr noch übertroffen werden, schätzt man in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

Im ersten Halbjahr 2009 investierten die Österreicherinnen und Österreicher 8,7 Milliarden Euro (und damit pro Kopf durchschnittlich knapp mehr als 1.000 Euro) in Finanzanlagen. 80 Prozent oder rund 7,1 Milliarden davon flossen in Bargeld und täglich fällige Einlagen bei inländischen Banken. Wer sein Geld so kurzfristig anlegte, musste zuletzt freilich - verglichen mit auch nur einjährig gebundenen Spareinlagen - real Einkommensverluste hinnehmen, mit Ausnahme des zweiten Halbjahres 2008.

"Sparbuch verteidigte seine besondere Bedeutung"

Dennoch hatte das Sparbuch von allen Finanzierungsinstrumenten in den letzten zwei Jahren den größten Anteilszuwachs zu verzeichnen, nämlich von 2,3 Prozent. "Das Sparbuch hat damit als das traditionsreichste Veranlagungsinstrument für das Geldvermögen der Österreicher seine besondere Bedeutung mit einem Anteil von rund 36 Prozent verteidigt", berichtete Aurel Schubert, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik. Vier von fünf Haushalten legen ihr Geld zumindest teilweise auf das Sparbuch.

Im Durchschnitt besitzt jeder Österreicher und jede Österreicherin 52.300 Euro an Finanzvermögen, 8.200 Euro davon stecken in liquiden Mitteln. "Sparen ist den Österreichern also auch in der Krise wichtig", schlussfolgerte auch OeNB-Direktor Andreas Ittner am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Der Durchschnittswert von 52.300 Euro dürfe natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, "dass das Geldvermögen vor allem einkommensabhängig ungleich verteilt ist."

Lebensversicherungen gefragt

Von diesem Durchschnittsbetrag liegen 18.595 Euro auf dem Sparbuch einer inländischen Bank. Die zweitbeliebteste Sparform ist die Lebensversicherung (mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Vermögen von 7.684 Euro), danach folgen Sichteinlagen bei inländischen Banken (dazu zählen auch Girokonten, Anm.; 4.805 Euro), verzinsliche Wertpapiere (4.642 Euro) und Investmentzertifikate (3.923 Euro). Der Rest entfällt auf sonstige Sparformen wie Bargeld, Beteiligungen, Termineinlagen und Aktien.

Ansprüche aus einer Lebensversicherung, die in den letzten beiden Jahren um 4,4 Milliarden Euro gestiegen sind, seien der "Eckpfeiler der kapitalgedeckten Vorsorge", so Schubert. Derzeit bestehen in Österreich mehr als 10,5 Millionen Verträge. Dennoch sei die private Vorsorge mit einem Anteil von rund 19 Prozent am gesamten Finanzvermögen deutlich geringer als in Ländern mit flächendecken kapitalgedeckten Pensionsvorsorgesystemen, wie etwa den Niederlanden mit einem Anteil von 56 Prozent.

Niedrige Aktienkurse zum Einstieg genutzt

Aktien wurden seit der Verschärfung der Finanzkrise antizyklisch gekauft, berichtete Ittner. Sowohl im vierten Quartal 2008 als auch im ersten Quartal 2009 kauften österreichische Anleger vor dem Hintergrund fallender Kurse Aktien im Ausmaß von netto 0,8 Milliarden Euro, während sich das Kaufinteresse im zweiten Quartal 2009 bei steigenden Kursen abschwächte.

Seit Ausbruch der Finanzkrise Mitte 2007 erwarben österreichische Privatanleger fast in jedem Quartal mehr Aktien, als sie verkauften; in Summe betrugen die Nettokäufe 1,3 Milliarden Euro, was einem Anteil von vier Prozent an der gesamten Geldvermögensbildung entsprach. Sowohl 2006 als auch 2007 erfolgten die Käufe vor allem im Zuge von Neuemissionen, 2008 erwarben Investoren hingegen Aktien vor allem auf dem Sekundärmarkt.

Schulden leicht abgebaut

Das gesamte Geldvermögen der heimischen Haushalte per Ende Juni bezifferte die OeNB am Dienstag mit 429,5 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 2,6 Prozent seit Ende 2008 entsprach. Die ausstehenden Schulden der Haushalte beliefen sich demgegenüber auf rund 143,1 Milliarden Euro, sie gingen damit um 0,9 Prozent zurück.

Wohnbaukredite repräsentierten dabei mit einem aushaftenden Volumen von 93,9 Milliarden einen Anteil von rund 65 Prozent. "Jeder fünfte österreichische Haushalt hat einen Kredit zur Wohnraumbeschaffung", erklärte Ittner. Vom gesamten Kreditvolumen waren 43,4 Milliarden Euro endfällig, davon rund 70 Prozent in Kombination mit Tilgungsträgern.

Nach Abzug der Schulden hatten die österreichischen Haushalte damit ein Nettogeldvermögen von 285 Milliarden Euro, errechnete die OeNB. "Rechnet man allerdings auch den Immobilienbesitz dazu, so ergibt sich ein Nettovermögen von annähernd 1.000 Milliarden, also einer Billion", so Ittner, der resümierte, dass "die Finanzkrise das Risikobewusstsein der Haushalte hinsichtlich ihres Finanzmanagements geschärft hat. Darüber hinaus spielt die weiterhin hohe Sparneigung der österreichischen Haushalte aber auch für die Refinanzierung der heimischen Banken in diesen bewegten Zeiten eine wichtige stabilisierende Rolle." (map, derStandard.at, 27.10.2009)