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Didier Cuche: "Es ist nicht immer leicht, cool zu bleiben."

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Sölden - Einen älteren Sieger als Didier Cuche hätte am Sonntag im Riesentorlauf zum Auftakt des alpinen Weltcups in Sölden die Teilnehmerliste nicht zugelassen. Der 35-jährige Schweizer demolierte auf dem Rettenbachferner die Konkurrenz.

Als Kämpfer gegen die Widerstände und stets ein bisschen auf dem Kriegsfuß mit den Medien kennt man den Mann aus Neuenburg, der in den vergangenen Jahren aber zugänglicher geworden ist und sich in Sölden fast rundumerneuert präsentierte. Damit durfte nicht unbedingt gerechnet werden, hatte Cuche im Frühling mit Patrice Morisod doch seinen Förderer und Unterstützer aus Juniorenzeiten als Trainer verloren. Nachfolger wurde Mauro Pini, der zuletzt Lara Gut und Maria Jose Rienda Contreras an die Weltspitze brachte.

Neuer Betreuer

Cuche jedoch nahm die Herausforderung an. "Ich verdanke Patrice meine Karriere. Es war nicht einfach, dass er geht. Aber ich kenne ihn bald 20 Jahre und weiß, wenn er sich entschieden hat, hat es keinen Sinn, mit ihm weiter zu diskutieren." Stattdessen bemühte sich Cuche selbst um Pini, und seit dem Camp in Südamerika im Sommer klappt es auch mit der Kommunikation. "Ich sage das zum Spaß, aber die Erklärungen waren am Anfang zu kompliziert. Es hat Zeit gebraucht, aber jetzt verstehen wir uns. Und die Leistung von heute ist auch ein Zeichen, dass es richtig ist."

Die vergangenen drei Winter waren die erfolgreichsten in der Laufbahn des Teamkollegen von Marco Büchel (mit fast 38 ist der Liechtensteiner noch älter, ältester mit 40 ist der Schwede Patrik Järbyn), Cuche führt dies auf veränderte Rahmenbedingungen zurück. "Es war nicht einfach in den Jahren, als der Erfolg nicht da war. Da bekommt man nach jedem Rennen eine auf den Kopf gehauen. Da ist es nicht immer leicht, so cool zu bleiben und alles zu akzeptieren. Und dann beginnt man zu verkrampfen. Ich möchte gerne noch einmal zurückgehen - mit dieser Erfahrung und Gelassenheit, die ich jetzt habe."

Keine Geduld

Ob es sein könne, dass erst diese schwierigen Zeiten den Erfolg in späten Jahren zugelassen habe? "Ja, vielleicht musste ist das durchmachen. Aber ich bin auch 2001/02 sehr schnell unterwegs gewesen, war Gesamtdritter. Da war ich auch so locker drauf wie jetzt." Doch hatte er Probleme in der Abfahrt, dann kamen Skiwechsel und Verletzungen und das Rad begann sich von vorne zu drehen. "Es braucht einfach alles seine Zeit, aber viele Medien haben zu wenig Geduld mit den Athleten. Und für die Athleten ist es nicht leicht, sich ständig in der Öffentlichkeit kritisieren zu lassen. Jeder gibt sich unendlich Mühe."

Zehn Weltcuprennen hat Cuche gewonnen, darunter zweimal die Abfahrt in Kitzbühel und den Riesentorlauf in Adelboden. Er stand aber nie öfter als zweimal pro Saison auf dem obersten Podest, vergangenen Februar holte er sich in Val d'Isere im Super-G den ersten WM-Titel. Drei Erfolge in Disziplinen-Weltcups  (zwei in der Abfahrt, eine im Riesentorlauf) kann er vorweisen, gesamt reichte es zu vier dritten Platzen, zuletzt dreimal in Folge.

Die große Kugel ist auch im Olympiawinter ein Thema. "Es ist eigentlich dumm, jetzt sind wir das erste Rennen gefahren und reden schon vom Gesamtweltcup. Mein Wünsche sind, Spaß zu haben und mich nicht zu erletzten. Und vielleicht sitzen wir nach dem letzten Rennen wieder zusammen und reden über den Gesamtweltcup." (APA/red)