Kennen Sie das Sujet, mit dem der Pizza-Flitzer für sein Service wirbt? Ein Rollerfahrer hält eine Pizzaschachtel in der Hand und freut sich anscheinend so sehr darüber, am Weg zum Kunden zu sein, dass er den Helm vergessen hat.

Foto: glu

Jetzt ist das Rollerfahren ohne Helm schon sehr gefährlich, dann auch noch nur mit einer Hand am Lenker. Wer will dem Pizzaflitzer da übel nehmen, dass er grad mit der Gashand die Pizzaschachtel hält. Auf Standgas wird ihn die Fuhr schon nicht runterreißen, dürfte er denken. Und ich kann seine Unbedachtheit ausbaden, wenn ich die kalte Pizza schmatzen muss.

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So geht das nicht. Da muss ein gescheites Gefährt her. Ein Roller, der dem Namen Flitzer wirklich gerecht wird. Nein, ich mein nicht nackert, sondern flott. Aber schnell allein ist nix. Aufs Styling müssen wir auch schauen. Ein bisserl Pomodoro, ein wenig Mozzarella und nicht zu vergessen Basilikum brauchen wir. Der GP 800 im Stile Italiano passt da wie der David vor den Palazzo Vecchio.

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Mit dem 800 Kubikzentimeter großen V2-Motor bringt man die Pizza nicht zum Kunden, man katapultiert sie regelrecht dorthin. Es passiert mir nicht oft, dass ich bei einem Roller auf der Autobahn vom Gas gehe, weil ich fürchte, dass mir der Herr Inspektor nimmer den Führerschein wegnimmt, wenn er mich daglengt, sondern mich gleich ohne zu fragen beim Ohrwaschel zu meiner Mutter zaht, auf dass die mir die Leviten liest.

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Bei über 180 km/h und dem unbändigen Vorwärtsdrang des GP 800 gebe ich das Unterfangen „Schau ma, wie schnell er geht" auf der Stadtautobahn auf.

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75 PS und das Drehmoment beschleunigen den Gilera locker auf 200 Tacho-km/h. Ganz egal, ob du die Pizza zwischen den Beinen hast, sie hinter die höhenverstellbare Scheibe klemmst oder du sie unterm T-Shirt spazierenführst.

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Unter die Sitzbank würde ich sie aber nicht geben. Außer man hat sich bei der Bestellung vertan und wollte eh eine Calzone. Weil eine Pizza findet unter der Sitzbank nur dann Platz, wenn man sie fein säuberlich zusammenknüllt wie einst mein Italienisch-Lehrer meine Vokabeltests.

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Aber gut, bei einem Sportwagen prüft man auch nicht als Erstes, ob wohl eh zwei Drittel des Hausrates im Kofferraum Platz haben. Da freut man sich, wenn der Motor so groß ist, dass man nur mehr ein Bündel Geld für die Spritrechnung reinbekommt.

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Beim Verbrauch ist der Gilera erstaunlich bescheiden und bringt es bei Weitem nicht auf die 20 Liter auf hundert Kilometer, mit denen ich gerechnet habe, weil der Motor ja nur Volllast kannte. Mächtiger sind die Außenmaße.

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Mit der Breite von 790 Millimeter und einer Länge von 2230 Millimeter entfährt einem nicht einmal ein „mei liab", wenn man einen jungen Hund auf den GP 800 stellt.

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Trotzdem ist der Gilera erstaunlich handlich, und man fetzt mit ihm genauso zwischen den Kolonnen durch wie mit jedem anderen Roller. Na ja, nicht ganz so, weil wenn man mit dem GP 800 einen Rückspiegel rasiert, dauert es ein bisserl länger bis der dann ziemlich weit weg vom Tatort, das erste Mal wieder den Boden berührt. Aber, dass man mit dem GP 800 eher zu flott als zu langsam ist, hab ich ja eh schon angedeutet.

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Nicht mit einem normalen Roller zu verwechseln ist der Italo-Design-Gilera auch nach dem Anstarten. Der großvolumige V2 klingt natürlich nicht nach Landjugend-Moped, sondern viel mehr nach einem echten Eisen. Nur beim Fahren hört sich der Gilera, durch die Variomatik, ein wenig komisch an, weil die Gangwechsel fehlen.

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Was auch fehlt, ist ein bisserl Genauigkeit. Der Gilera kommt aus Italien, und das merkt man schnell. Da knarzt der Lenker ein wenig, da ist ein Spaltmaß nicht ganz korrekt, aber das verzeiht man dem rassigen Südländer gerne.

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Dafür hat er Emotionen, schaut mörderisch gut aus, ist sportlich und angeberisch wie es sich für einen Italiener gehört und bringt die Pizza in Rekordzeit nach Hause.

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Einziger Nachteil ist: Die Pizza ist kalt bis man zuhause ist. Na klar, blasen Sie ein paar Minuten mit 200 km/h auf ihr Blunzengröstl, ist es auch kalt. (Guido Gluschitsch)

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