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Inspektoren der IAEO verlassen den Imam Khomeini Flughafen bei Teheran.

Foto: AP/Valid Salemi

Teheran - Vier Experten der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) sind in der Nacht zum Sonntag im Iran angekommen. Noch am gleichen Tag inspizierten sie iranischen Medienangaben zufolge eine Atomanlage in Fordo bei Qom (Ghom), deren Existenz die Islamische Republik erst vor kurzem enthüllt hatte. Mit weiteren Besichtigungen der im Bau befindlichen zweiten Anlage zur Urananreicherung des Iran sei zu rechnen, fügte die halbstaatliche Nachrichtenagentur Mehr hinzu. Die vom IAEO-Sitz in Wien angereisten Atomexperten sollen drei Tage in der Atomanlage bleiben, hieß es.

Diplomaten vermuteten, dass noch keine technischen Geräte in dem unterirdischen Werk aufgebaut sind. Die Einrichtung befindet sich in einem Berg in der Nähe der den Schiiten heiligen Stadt Qom. Sie liegt 160 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran. Der Iran hatte die Existenz dieser Anlage erst im September eingeräumt und damit neue Zweifel an seinem Atomprogramm geweckt. Die IAEO-Mission findet vor einer neuen Runde der Genfer Gespräche zur Beilegung des Atomstreits mit dem Iran statt, die kommende Woche stattfinden soll. Iranische Unterhändler werden in Genf mit Vertretern der fünf UNO-Vetomächte und Deutschlands zusammentreffen.

Entscheidung Teherans in den nächsten Tagen

Am Montag kündigte der Iran für die nächsten Tage eine Entscheidung über seinen weiteren Umgang mit angereichertem Uran an. Sein Land stehe dabei vor der Wahl, für einen medizinischen Reaktor Kernbrennstoff im Ausland zu kaufen oder eigenes angereichertes Uran in Russland und Frankreich zu Brennstäben aufarbeiten zu lassen, sagte Außenminister Manuchehr Mottaki am Montag. 

Die Regierung in Teheran berate allerdings weiter über eine entsprechende internationale Vereinbarung und werde das Ergebnis in "einigen Tagen" bekannt geben, teilte Mottaki am Montag mit. Der russische Vize-Außenminister Sergej Riabkow warb dafür, dem Iran "höchste Geduld" entgegenzubringen. Der Schlichtungsvorschlag der IAEO sei eine gute Möglichkeit, um die Emotionen im Atomstreit "abzukühlen".

IAEO-Generaldirektor Mohamed ElBaradei hatte vergangene Woche einen Vertragsentwurf vorgelegt, in dem Teheran aufgefordert wird, bis zum Jahresende 1200 seiner 1500 Kilogramm leicht angereicherten Uran an Russland zu liefern. Dort soll das Uran, das einen Anreicherungsgrad von weniger als fünf Prozent hat, bisherigen Veröffentlichungen zufolge auf 19,75 Prozent angereichert werden. Damit soll verhindert werden, dass der Iran selbst das Uran weiter anreichert, um waffenfähiges, mindestens 90-prozentiges Uran zu erhalten. 

Telefonkonferenz USA-Russland-Frankreich

Die Weltgemeinschaft befürchtet, dass der Iran heimlich den Bau der Atombombe anstrebt, was Teheran bestreitet. Eine Einigung zur begrenzten Urananreicherung im Ausland wäre daher ein wichtiger vertrauensbildender Schritt und könnte die seit Jahren verfahrenen Atomverhandlungen wieder in Gang bringen.

US-Präsident Barack Obama stimmte sich im Streit um das iranische Atomprogramm am Samstag in Telefonaten mit der Führung Frankreichs und Russlands eng ab. Bei Gesprächen mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und Kremlchef Dmitri Medwedew hätten alle Seiten ihre Unterstützung für einen internationalen Kompromissvorschlag zur iranischen Urananreicherung bekräftigt, teilte das Weiße Haus am Samstag mit.

Die Umsetzung des Vorschlags müsse so rasch wie möglich beginnen, laute die einhellige Forderung. Medwedew und Obama hätten die Notwendigkeit einer gemeinsamen Haltung mit Blick auf den Iran betont, während der US-Präsident und Sarkozy in ihrem Gespräch ihre Übereinstimmung bekräftigt hätten, hieß es weiter.

Larijani wettert gegen die "Westler"

Hohe iranische Politiker kritisierten am Samstag den IAEO-Vorschlag zur Urananreicherung im Ausland. "Die Westler wollen uns in eine Richtung drängen, um uns zu täuschen und uns Dinge aufzudrücken", sagte Parlamentspräsident Ali Larijani. Er kritisierte, dass Teheran sein bereits angereichertes Uran abgeben müsste. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Parlament, Allaeddin Borudjerdi, forderte, zusätzliches Uran vom Ausland zu kaufen statt eigenes zur Anreicherung dorthin zu bringen.

Der iranische IAEO-Botschafter Ali Asghar Soltanieh hatte sich zuvor zurückhaltender geäußert. Er kündigte am Freitag an, kommende Woche eine Antwort auf das IAEO-Angebot präsentieren zu wollen. Der Iran müsse zunächst noch die verschiedenen Dimensionen der Vereinbarung bewerten. IAEO-Chef Mohamed ElBaradei bekräftigte am Freitag seine Hoffnung auf eine positive Antwort, die eine neue Ära der Kooperation einläuten würde.

ElBaradei hatte am Mittwoch einen Vertragsentwurf vorgelegt, in dem Teheran aufgefordert wird, bis zum Jahresende 1.200 seiner 1.500 Kilogramm leicht angereicherten Urans an Russland zu liefern. Dort soll es auf 19,75 Prozent angereichert werden. Damit soll verhindert werden, dass der Iran selbst das Uran anreichert. Der fertige - für Atombomben nicht hoch genug angereicherte - Brennstoff soll Ende 2010 wieder in Teheran sein. (APA/AFP/Reuters)