Angelika Möser:"Es ist empörend, wie das RSO unentwegt infrage gestellt wird."

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Wien - Es war nach einem missglückten Vorsingen in Klagenfurt, als Angelika Kirchschlager fast beschloss, mit dem Singen aufzuhören. Jedoch war ein Herr von der Jeunesse geheimer Zeuge des Vorsingens. Er engagierte die Mezzosopranistin und verhinderte so möglicherweise, dass eine internationale Karriere nicht einmal über die erste Schritte hinauskam. Pianist Rudolf Buchbinder wollte wahrscheinlich nie aufhören. Er erinnert sich jedoch gerne daran, dass die Jeunesse "von Beginn an einer der wichtigsten Wegbegleiter war" .

Nicht anders Maestro Zubin Mehta: "Es war die erste Organisation, die mich ganz zu Beginn mit offenen Armen empfangen und mir die ersten Möglichkeiten zum öffentlichen Auftritt gegeben hat." Jeunesse-Chefin Angelika Möser hört und liest solch lobende Worte zurzeit quasi unentwegt, die Jeunesse feiert ja 60. Geburtstag. Nur von der Vergangenheit leben darf man natürlich nicht; eine Anlaufstelle für junge Künstler "wollen wir bleiben. Es gilt, Musiker zu entdecken und Karrieren anzuschubsen. Wenn ich etwa sehe, wie sich das Artis Quartett oder das Minetti Quartett entwickelt haben, hat man das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben."

Grundsätzlich ist schwer vorstellbar, dass ein Talent nicht irgendwann bei der Jeunesse landet. Jährlich werden an die 650 Veranstaltungen (durch 23 Zweigstellen in Österreich) bestritten. Und nach guter alter Tradition gibt es für ein Publikum unter 26 Jahren 50 Prozent Preisrabatt bei den Karten. Wobei: "Wir sehen das umgekehrt: Der Jugendpreis ist eigentlich der Normalpreis, und der Erwachsene muss einen Aufschlag zahlen."

Weil man schon beim Geld ist: Die Jeunesse schafft eine Eigendeckung von 70 Prozent, die restlichen 30 Prozent kommen von Bund und Stadt Wien (jeweils 400.000 Euro). Dabei sind noch Gelder von Sponsoren, anderen Bundesländern und Gemeinden. "Ich gehöre wohl zu jenen Veranstaltern, welche die meisten Ansuchen und Abrechnungen zu schreiben haben. Jeder Ort, jedes Bundesland hat andere Fristen, andere Formulare."

Dabei: "Seit acht Jahren sind die Subventionen quasi eingefroren. Das ist ein bisschen frustrierend, 20.000 Euro mehr würden da schon helfen." Andererseits läuft die Sache gut, von einer ob der Krise auftretenden Publikumsreduktion ist nichts zu bemerken. "Allerdings scheinen sich die Leute mittlerweile verstärkt auch kurzfristig für einen Konzertbesuch zu entscheiden. Wie werden sehen."

Letzterer Satz trifft auch auf das gefährdete RSO-Wien zu, mit dem die Jeunesse am Donnerstag ein glänzendes gemeinsames Geburtstagskonzert im Musikverein bestritt.

Möser: "Es ist empörend, unentwegt so infrage gestellt zu sein wie das RSO. Die besten Musiker wandern ab, wenn es keine Sicherheit gibt. Der ORF hat die Aufgabe, das Orchester zu halten, da geht es ja nur um ein Prozent des ORF-Budgets. Nichts gegen eine Ausgliederung. Aber die muss ausfinanziert sein." (Ljubiša Tošić, DER STANDARD/Printausgabe, 24./25./26.09.2009)