Die Politiker und das Internet - das ist eine lange Geschichte. Immer wenn Parteien besonders modern erscheinen wollen, relaunchen sie ihren Webauftritt. Wenn sie jugendlicher auftreten wollen, produzieren sie einen Lied zum Downloaden. Oder sie halten eine Rede an die Nation via Web-Video. Der Politiker-Weblog ist sowieso schon obligatorisch. Oft zum Fremdschämen, manchmal bemüht oder einfach nur schlecht gemacht. Die Partei, deren Web-Auftritt am authentischsten rüber kommt, sind die Grünen. Christoph Chorherr, Peter Pilz oder Noch-Gemeinderätin Marie Ringler gehören zu Bloggern der ersten Stunden und wissen auch mit dieser Kommunikationsform umzugehen.

Auch die heute präsentierte Initiative zukunftskongress.at ist insofern begrüßenswert. Die Grünen sammeln Ideen und erwarten sich dadurch einen Mehrwert.

"Wir geben unser Gewissen nicht an die Internet-Community ab", sagte Glawischnig bei der Präsentation. Es ist schon klar, dass aus den Beiträgen ausgewählt werden muss, zu hoffen ist aber, dass dann nicht nur das übrig bleibt, was ohnehin schon grün-like war.

Bei der Debatte um die grünen Vorwähler bei der Wien-Wahl wurden die Grünen schon einmal vom Internet überrumpelt. Als sich plötzlich hunderte Vorwähler registrieren, um bei den Listenplätzen für die Wien-Wahl mitentscheiden zu können.

Es wird spannend, wie die Grünen diesmal mit der Online-Community klar kommen. Die entscheidende Frage wird sein, inwieweit sie zulassen werden, dass die von Usern vorgeschlagenen Inhalte auch tatsächlich ins Parteiprogramm einfließen. Sie werden es jedenfalls ermöglichen und über den grünen Schatten springen müssen, denn sonst sind sie mit ihrem Plan, Politik von unten zuzulassen, gescheitert. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 23.10.2009)