Es wird der Mangel an Alternativen gewesen sein, der den Wiener Würstelstand in den Rang einer kulinarischen Attraktion gehievt hat. An der verabreichten Qualität der schrumpeligen Brat- und aufgeweichten Siededärme kann es nämlich kaum liegen. Wenn einen spätabends ein Loch im Magen übermannt, dann kommt man um die zugigen Ausgabestellen dennoch kaum herum.

In Naschmarkt-Nähe gibt es jetzt eine Ausweichmöglichkeit für Freunde gepflegter Würste: Das Café Drechsler ist täglich 23 Stunden geöffnet, für gewöhnlich gut geheizt und auch sonst ein gastlicher Zufluchtsort in dunkler Nacht (nur dass es kein ordentliches Bier gibt, gehörte überdacht - Ottakringer und sonst nix ist nämlich keine Alternative).

Seit ein paar Wochen gibt es einen nicht unwesentlichen Anhang zur Speisekarte - exakt zehn Wurstspezialitäten, die allesamt vom gut beleumundeten Fleischer Windisch in Wiener Neustadt kommen und mittels passender Beilagen zu regelrechten Speisen aufgemotzt wurden: exzellente Chili-Käsekrainer mit ebensolchen Linsen etwa, Geräucherte Dürre samt Erdäpfelgulasch oder Berliner Currywurst mit selbstgemachter (wiewohl original süßer) Currysauce und knusprigen Braterdäpfeln. An Erdäpfelwurst (mit Geselchtem und Leber) wird noch gearbeitet, die soll dann mit Sauerkraut aufgetragen werden. Gute Nacht! (corti/Der Standard, Printausgabe 24.10.2009)