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Ja, es gibt schon ein paar Restaurants, in denen man per Internet seinen Tisch reservieren kann. Nur hält sich das Vertrauen in die sonst so alltägliche Kommunikationstechnologie da halt noch in extrem engen Grenzen. Weil, wer garantiert, dass das Mail tatsächlich gelesen wurde, und wie weiß man, ob der gefeierte Küchenchef an diesem Tag auch wirklich an seinem Arbeitsplatz erscheint? Und dass man seinen Lieblingstisch auch wirklich bekommt, kann einem diese emotionslose Homepage auch nicht garantieren - also doch sicherheitshalber anrufen. Nicht wenige Restaurants stellten die Onlinereservierung mittlerweile wieder ein, zu aufwändig, zu wenig genutzt.

Einen Tisch zu reservieren, ist beim demnächst auf den Markt kommenden Computerspiel "Restaurant Gigant" (in der englischen Originalfassung heißt es "Restaurant Empire", aber ein schlechter Reim ist besser als kein Reim, dachte man sich beim Übersetzen offenbar) noch das geringste Problem. Vielmehr stellt sich die Frage, wie es zu schaffen ist, mit ein wenig Startkapital und einer Leidenschaft fürs Kochen zum Herr über ein Gewinn bringendes Restaurant-Imperium zu werden. Eine Situation, mit der so mancher Gastronom im wirklichen Leben ja auch durchwegs vertraut ist, sonst wird die Funktionalität der Gastronomie bei "Restaurant Gigant" aber - wie in Wirtschaftssimulationsspielen üblich - krass abstrahiert und vereinfacht: Je nachdem wo man sein Restaurant platziert (Rom, Paris oder Los Angeles), je nachdem welches von 18 zur Wahl stehenden Szenarien man wählt und je nachdem, welche der 180 verfügbaren Rezepturen man auf die Karte setzt und sie entsprechend variiert, verfeinert und kombiniert, rollt der Rubel. Spezialfeatures erlauben natürlich auch noch die Fortbildung, Aufnahme und Verabschiedung des Personals sowie die Möglichkeit, an Koch-wettbewerben teilzunehmen, bei denen man von der virtuellen Konkurrenz sabotiert wird und mit dieser ebenso verfahren kann.

So weit, so unterhaltsam. Was ein bisschen langweilt, ist die Tatsache, dass reale Systemgastronomie ja tatsächlich auf diese Art und Weise durchgezogen wird. Und die Erkenntnis, von einem individuell genießenden Gast auf ein "pax" (Kurzform für "passenger x", steht in der Gastronomie für Person) reduziert zu werden, ist zwar keine angenehme Vorstellung, aber man gewöhnt sich besser schon einmal ein bisschen daran.

Ein Weingarten im Netz

Was bei einer "Restaurant Gigant"-Session letztendlich herauskommt, ist außer etwas Zeit, die man vor dem Computer verbracht hat, nicht viel. Anders bei mein-weinstock.at des Weinguts Summerer in Langenlois, das einen jungen Weingarten sozusagen ins Netz gestellt hat und einem nun die Möglichkeit bietet, online das Werden der Traube positiv zu beeinflussen. Dazu muss man zuerst einmal ein Stimmrecht erwerben, was hundert Euro kostet und drei Weinstöcke umfasst, um dann entscheiden zu können, wie etwa der Rebschnitt ausgeführt werden soll. Drei Möglichkeiten stehen pro Arbeitsschritt zur Wahl und werden in ihren Folgen erklärt. Hat man sich nicht komplett blöd angestellt, schauen am Ende sechs Flaschen quasi online gekelterter, aber real zu trinkender Wein heraus, in einem Forum kann darüber hinaus diskutiert werden.

Das macht die Sache natürlich gleich viel spannender, die didaktische Wirkung ist enorm, Bezug zum Thema Wein wird tatsächlich hergestellt. (DER STANDARD/rondo/Florian Holzer/28/03/03)